Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

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Chr. den tapfern Jüngling Saül aus dem Stamme Benjamin 
zum Könige. 
Saül (1095—1055) regierte anfangs gut und glücklich 
und wurde daher geliebt und geehrt. Die alten Feinde seines 
Volkes schlug er siegreich zurück. Allein die Königswürde machte 
ihn bald übermüthig, das Kriegsglück raubsüchtig. Weil er 
Gottes Gebote verachtete, so verwarf ihn'der Herr. In Folge 
eines neuen Auftrages ging Samuel hinab nach Bethlehem zu 
Jsaia und salbte dessen jüngsten Sohn, den frommen David, 
im Stillen zum König von Israel. 
Seitdem Saül von Gott verworfen war, verfiel er in eine 
finstere Traurigkeit und Schwermuth; er hatte keine ruhige 
Stunde mehr. Man rieth dem unglücklichen Könige, er möchte, 
um sich aufzuheitern, einen geschickten Harfenspieler' kommen 
lassen; und David wurde nach Hofe berufen. Oft schon hatte 
der gottselige Knabe, wenn er so einsam auf dem Felde bei 
seinen Lämmern saß und rund um sich her die Werke Gottes 
mit herzlicher Freude betrachtete, beim Klange der Harfe schöne 
Lieder zur Ehre des Schöpfers gesungen. Jetzt heiterte er durch 
das holde Saitenspiel des Königs düstere Seele auf. 
Jedoch bald sollte sich der Hirtenknabe durch eine entschlossene 
muthpolle That den Weg zum Königsthrone bahnen. Gegen 
den mächtigen Riesen Goliath, der in furchtbarer Waffen¬ 
rüstung dem ganzen israelitischen Volke Hohn sprach, trat kühn 
der junge David auf, im leichten Hirtenrocke, seine Schleuder 
mit dem Steine in der Hand. Ein Schwung, und der treffende 
Stein streckte zum Erstaunen Aller den Riesen dahin. Jubelnd 
und frohlockend führte das Volk seinen jungen Sieger heim. 
Saul, so sangen sie, hat tausend erschlagen, David aber zehn¬ 
tausend. Das verdroß den König, und er faßte einen Groll 
gegen David. Vergebens suchte dieser durch sein schönes Har¬ 
fenspiel den König zu erheitern und alles Mißtrauen zu entfernen; 
aber in wilden Ausbrüchen der Wuth warf dieser oft mit der
	        
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