Full text: Deutsches Lesebuch für Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare

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eine fast übergewaltige Sterblichkeit der Menschen sowie des Hausviehes und 
der übrigen Tere don ausgebrochen. Als nun St. Klemens den Mauern der 
Stadt Metz sich nahte, da wagte es niemand mehr, zu ihren Thoren zu 
schreiten; — ein jeder hatte vonseiten der Schlangen den Tod zu fürchten! 
Was Wunder auch, wenn Schlangen diejenigen überfielen, über welche die alte 
giftige Schlange, der üble Teufel, die Gewalt noch nicht durch das Wasserbad 
der heiligen Taufe verloren hatte? 
Wie nun der heilige Mann Gottes zu predigen begann, da strömte ihm 
eine unzählige Menge von Kranken zu. Er verkündete ihnen das eine aber 
vor allem, daß fie von ihrer Krankheit und von dem heidnischen Gifte nicht 
könnten geheilt werden, wenn sie dem Dienste der heidnischen Götzen nicht 
entsagten. Dann nahm er einige Brüder zu sich und verrichtete das heilige 
Meßopfer, welches Christus der Herr den Seinen zu seinem Gedächtnisse zu 
halten befohlen hat. Nachdem er sich dann mit dem heiligen Leibe des Herrn 
gestärkt hatte, begab er sich in die Gewölbe des Amphitheaters, um mit der 
alten Schlange, das ist, mit dem Teufel, zu kämpfen. Wie aber die Schlangen 
den Tritt der Füße des ihnen Nahenden vernahmen, kamen sie sogleich eilfertig 
herbei, die Hälse hebend, um den Mann Gottes zu vernichten; er aber trat 
ihnen mit dem Kreuzeszeichen unerschrocken entgegen. Da warfen sie die 
relenden/ blähenden Nacken sofort zu seinen Füßen nieder. Der Mann 
ottes aber legte sogleich die Stola ab, mit welcher sein heiliger Hals umgürtet 
* er band die größeste der Schlangen mit dem Bande fest an sich und 
eppte sie gefesselt nit eigenen Händen nach dem Flusse Seille, welcher nahe 
er Slalte vorübersirömt. Dann befahl er dem Tiere im Namen der 
helligen Dreieinigkeit und des Apostelfürsten Petrus, mit all seinem Gefolge von 
hiehwollenen Vipern den Fluß zu durchschwimmen und sich an Orte zu 
en auf welchen menschliche Wohnungen sich nicht vorfänden. Seit diesem 
ade ist dieser Ort von dem heidnischen Unflate der Schlangen also gereinigt, 
auch nicht der kleinste Wurm sich mehr auf ihm erblicken läßt. 
102. Die heilige Odilia. 
Valentin Kehrein. 
van s Meilen südlich von Straßburg und etwa ebenso weit von Schlettstadt 
Riu aus dem Wasgenwalde der Odilienberg hervor, reich an herrlichen 
zu rhnheien und Denkmälern aus mittelalterlicher, römischer und noch älterer 
d 9 n der Hohenburg, welche einst den Gipfel dieses Berges krönte, herrschte 
m Jahr 670 ein deutscher Edelmann, Eticho oder Attich mit Namen; der 
mnaͤchtiger Herzog im Elaß und Ahnherr vieler Grafen anm Rhein, und 
waltete auch noch den Aargaun den Sundgan, den Breisgau, sowie einen Teil 
von Schwaben. e sau⸗ 
er und seine fromme Gemahlin Bereswinde, eine nahe Ver— 
ine m erowinger, einen Erben gewünscht. Endlich gebar die Herzogin 
ne Tochter, die kam blind zur Welt. As dies der grausame Herzog vernahm 
nn er unmäßig und sprach zur Gemahlin: „Goit hat mir ein Unglück zut 
Kind wie noch keines mein Geschlecht getroffen. Schaffe, daß das blinde 
baß n einem unserer Freunde getötet werde, oder also ferne von uns komme, 
h r seiner vergessen, anders werde ich nmmer froh.“ Die Mutter war 
r übergab einstweilen das Kind einer treuen und verschwiegenen 
Schwesler en einem nahe gelegenen Orte, und klagte ihre Not ihrer 
—— issin des Klosters Palma in Hochburgund. Diese tröstete die 
er, nahm das Kind zu sich und pflegte seiner in der Stille.
	        
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