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der Kirche wurden gestoßen und geschlagen, selbst der ehrwürdige
Patriarch von Jerusalem wurde einst bei seinen grauen Haaren
vom Altare hinweggerissen, um für seine Loslassung ein hohes
Lösegeld zu erpressen. Strenger als je forderte man von den
Pilgern, deren Vermögen durch die weite Reise fast immer schon
erschöpft war, eine hohe Abgabe für die Erlaubniß, Jerusalem,
zu betreten. Die Einwohner der Stadt konnten nicht Jeden
unterstützen, und so sah mau die Pilger zu Tausenden vor den
Thoren liegen und alle sehnsuchtsvoll die Hände ausstrecken. Im
Angesichte des ersehnten Heiligthumes verschmachteten viele vor
Hunger und Blöße, ohne es je zu betreten. Immer lauter und
dringender wurden die Klagen in Europa über die Leiden der
Pilger. Selbst der griechische Kaiser in Coustantiuopel bat den
Papst Gregor VII., die abendländischen Fürsten zum Beistände
gegen den übermüthigen Feind des christlichen Glaubens auf¬
zufordern. Allein der Streit, in welchen er damals mit dem
deutschen Kaiser verwickelt war, ließ ihm keine Zeit, an die Be¬
freiung des heiligen Landes zu denken.
42. Peter von Amiens.
Um diese Zeit, im Jahre 1093, trat die Wallfahrt an
Peter von Amiens, einer Stadt im nördlichen Frankreich.
Früher war er Einsiedler gewesen, hatte aber dem abgeschlossenen
Leben wieder entsagt, weil es sein feuriges Gemüth nicht be¬
friedigte, und war Priester geworden. Er war nur klein und
unansehnlich von Gestalt; aber aus seinem hageren Gesichte
leuchtete ein Paar Augen hervor, die wie Sterne blitzten, wenn
er seine Rede begann. Ein unwiderstehlicher Drang seines Ge¬
müthes trieb ihn hinaus zur Fahrt nach dem heiligen Lande.
Er zahlte den Zins und betrat die heilige Stadt. Der Anblick
der Orte, welche einst der göttliche Heiland durchwandelt hatte,
erfüllte ihn mit unaussprechlichem Entzücken. Als er aber den
Jammer und das Elend der muthlos einherschleichenden Christen
und die Entweihung ihrer Tempel von den stolzen Muselmännern