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sah; ergriff ihn so tiefe Wehmuth, daß er weder Tag noch Nacht
Ruhe fand. Er sann auf Rettung und faßte den Entschluß,
nach Europa zurückzukehren und alle Völker und ihre Fürsten
aufzufordern, die den Christen widerfahrene Schmach ritterlich
mit den Waffen an den Türken zu rächen. Sofort eilte er
zum Patriarchen und bat ihn um ein Schreiben an den Papst
und die abendländischen Fürsten: „er selbst werde das Schrei¬
ben bestätigen und die Gläubigen aufmuntern zu freudigen Zü-'
gen." Gern bewilligte der Patriarch diese Bitte. Und noch
einmal eilte der fromme Pilger in der Angst seines Gemüthes
nach der Auferstehungskirche, um Gottes Hülfe für das Unterneh¬
men, welches seine ganze Seele erfüllte, anzuflehen. Hier über¬
mannte den Betenden der Schlaf. Und im Traume erschien
ihm Christus und sprach: „Stehe auf und eile und vollbringe
kühn, was dir auferlegt worden ist, ick werde mit dir sein; denn
es ist Zeit, daß das Heiligthum gerettet und meinen Dienern
geholfen werde." Peter erwachte, gestärkt und begeistert; er
fühlte die Kraft in sich, das Größte zu unternehmen.
Ganz erfüllt von seinem neuen Berufe eilte Peter nach
Europa zurück und begab sich nach Rom zudem Papste Urban II.
Diesem überreichte er den Brief des Patriarchen und unter¬
stützte dessen Anliegen mit der ergreifendsten Schilderung der
Leiden, welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen
erdulde. Mit Staunen hörte der Papst den flammenden Worten
des begeisterten Pilgers zu. Er lobte seinen Eifer und versprach
ihm alle Unterstützung. Wie einen Apostel sandte er ihn vor
sich her. „Geh' hin, mein Sohn," sprach er, „wandle von
Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzähle überall, was du
gesehen und gehört hast, erwärme die kalten Herzen mit glühen¬
der Beredtfamkeit, und der Heiland wird feinen Segen zu deinen
Bemühungen geben; alles übrige überlasse meiner Sorgfalt."
Da fetzte sich Peter barfuß und mit entblößtem Haupte,
angethan mit einem grauen Pilgcrkleide, aus einen Esel, um-