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Doch diese beiden Haufen waren nicht die einzigen. Die
Begeisterung der übrigen Völker ergriff auch bald die Deutschen.
Scharenweise strömten sie, ohne alle Vorkehrung aus ihrer Hei¬
mat hinaus, um die heilige Stadt zu befreien. Manche waren
des Weges und des Zieles so unkundig, daß sie bei jeder Stadt,
bei jeder Burg, die sie erreichten, neugierig fragten, ob hier
nicht Jerusalem sei! Andere meinten, es sei nicht genug, gegen
die Türken zu ziehen, auch die Juden hätten das Leben ver¬
wirkt, weil sie Jesus gekreuzigt hätten. Und sie fingen ihren
Kreuzzng damit an, daß sie über die wehrlosen Juden, beson¬
ders in den Rheingegenden, herfielen, sie zu Tausenden erschlu¬
gen und sich ihrer Habe bemächtigten. Dann zogen sie hin¬
auf. Zu ihren Führern wählten sie einst eine Ziege und eine
Gans. Wohin die Thiere, die sie für gottbegeistcrt hielten,
gingen, dahin folgte der tolle Schwarm nach. Ohne Zucht und
Ordnung hauseten sie in den Gegenden, durch welche sie zogen.
Doch die Strafe für ihre Zügellosigkeit erhielten sie bald genug.
Sie fanden, wie die Uebrigen, größtcntheilS in Ungarn ihr
Grab. Nur wenige entkamen und gelangten in dem allerkläg¬
lichsten Zustande nach Constantinopel.
Der griechische Kaiser hatte daS Abendland wohl um Hülfe
gegen die Türken gebeten, aber nicht erwartet, daß man ihm
solche zügellose Horden zuschicken würde. Er erschrak hierüber
nicht wenig und suchte der beschwerlichen Gäste sobald als mög¬
lich los zu werden. Ungesäumt ließ er sie über die Meerenge
nach Asien übersetzen. Dort rafften Hunger und Krankheit
ganze Scharen der Kreuzfahrer dahin. Was übrig blieb, fiel
den lauernden Türken in die Hände und wurde bis auf drei¬
tausend Mann niedergemetzelt. Auch Walther von Habenichts
blieb im Gefechte. Mit dem kläglichen Ueberreste floh Peter
auf das eiligste nach Constantinopel zurück. So wenig ent¬
sprach der erste Anfang dieser Züge den glänzenden Hoffnungen,
mit welchen sie unternommen worden waren.