Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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zu stürzen, rief der Papst Urban IV. den Herzog Karl von 
Anjou, den Bruder des Königes Ludwig des Heiligen von 
Frankreich, herbei und übertrug ihm daS Lehen. Der Franzose 
kam mit großer Heeresmacht herüber. Manfred rüstete sich zur 
Gegenwehr, allein in der Schlacht bei Benevent (am 26. Fe¬ 
bruar 1266) verlor er Thron und Leben. Jetzt nahm der Sie¬ 
ger Besitz von Neapel und Sicilien und herrschte mit eisernem 
Scepter. Es entstand bald allgemeines Mißvergnügen über die 
Herrschaft der Franzosen. Alle sahen sich nach einem Retter 
um. Viele wandten sich an Konradin, der unterdessen zum Jüng¬ 
linge herangewachsen war, und munterten ihn auf, nach Italien 
zu kommen, um die verhaßten Franzosen zu vertreiben. Der 
hohenstaufische Jüngling folgte endlich diesem Rufe. Begleitet 
von feinem treuen Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von 
Baden, der sich „von Oesterreich" zubenannte, weil seine Mutter 
eine Babenbergerin war, zog er im Herbste 1267 mit einem 
Heere über die Alpen. Seine ersten Unternehmungen versprachen 
Glück. Die Städte Obcritalicns und Karl's ehemaliger Bun¬ 
desgenosse, Heinrich von Castilicn, traten auf seine Seite. Auch 
auf Sicilien bildete sich ein Aufstand zu seinen Gunsten. Jedoch 
den anfänglichen Vortheilen folgte das Verderben aus dem Fuße. 
Bei dem Städtchen Tagliacozzo trat ihm Karl von Anjou 
entgegen. Hier kam cs am 23. August des Jahres 1268 zu 
einer Hauptschlacht. Die Franzosen wurden überwunden und 
zurückgetrieben. Allein die Deutschen wußten ihren Sieg nicht 
zu benutzen. Alle überließen sich einer grenzenlosen Freude; sie 
plünderten das Gepäck und zerstreuten sich der Beute wegen. 
Viele auch legten die Panzer und Waffen ab, um von den 
Anstrengungen des heißen Sommcrtagcs auszuruhen. Da über¬ 
fiel sie plötzlich ein französischer Hinterhalt und verbreitete all¬ 
gemeine Bestürzung und Verwirrung im deutschen Lager. Wer 
fliehen konnte, floh, nur wenige leisteten kurzen Widerstand. So 
war das Glück des Tages wieder vereitelt. Konradin eilte mit 
feinem Freunde Friedrich, nachdem sie lange ritterlich gekämpft 
hatten, nach der Meeresküste, um zu Schiffe nach Sicilien zu
	        
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