Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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demnach den Bnrgcn, und ihre Bewohner wurden deshalb auch 
Bürger genannt. Zum Glück vermochten die Ritter gegen 
solche Städte nur wenig; denn Belagerungen lagen nicht im 
Kreise ritterlicher Uebungen. So konnten die Bürger ruhig 
ihren Geschäften nachgehen und in gemeinsamer Uebung ihrer 
Kräfte zu einer höheren Bildung heranreifen. Bald wurde die 
Vürgerzahl durch immer neue Ankömmlinge vermehrt. Es 
lockte diese nicht nur die Sicherheit, welche die befestigten Oerter 
gewährten, sondern auch die vielen geselligen Vergnügen und 
Feste. Märkte und Volksversammlungen wurden in dieselben 
verlegt. Selbst Ritter begaben sich wohl in die Stadt, wenn 
sie sich einen guten Tag machen wollten. Andere wurden auch 
durch die mannigfaltigen Nahrnngszweige herübergezogen, welche 
die Städte darboten. Wegen der großen Vermehrung der Volks¬ 
menge mußten auch die Gewerbe in immer mehrere Hände kom¬ 
men und dadurch an Vervollkommnung gewinnen. Der rege 
Wetteifer der Bürger hob Handel und Gewerbe zur schnellen 
Blüthe empor. Auf beide hatten die Kreuzzüge den wohlthä¬ 
tigsten Einfluß. Auf ihren weiten Zügen lernten die Europäer, 
vorzüglich bei den gebildeten Griechen und Arabern, neue Kunst- 
arbeiten nebst den Handgriffen ihrer Verfertigung kennen und 
sahen ihnen manche Verbesserungen der Gewerbe ab, die sie 
bereits betrieben hatten. Nach jenen Mustern wurden in allen 
Städten früher oder später die alten Gewerbe verbessert und 
mit neuen vermehrt. Die verschiedenen Klassen der Gewerbe¬ 
treibenden traten auch nach Sitte damaliger Zeit, unter be¬ 
stimmten Pflichten und Rechten, in engere Verbindungen, die 
man Zünfte, Gilden und Innungen nennt. Keiner 
wurde als Meister aufgenommen, der nicht das Gewerbe ordent¬ 
lich erlernt und Proben seiner Geschicklichkeit vorgelegt hatte. 
Auf solche Art wurden die Stümper entfernt, und die Städte 
mit tüchtigen Arbeitern versehen. Unter den Meistern und 
Gesellen selbst entstand ein edeler Wetteifer, ein Bestreben, cS 
jedem anderen zuvor zu thun, und eine Art bürgerlicher Ehre, 
welche auf der Achtung beruht, die Jeder dem geschickten Ar-
	        
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