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zum Entsätze herbei, und Vitiges mußte unverrichteter Sache
abziehen. Nacheschuaubcnd wandte sich dieser jetzt mit den ver¬
bündeten Burgundern gegen Mailand, eroberte die Stadt und
richtete ein fürchterliches Blutbad an.
Indeß verschlimmerte sich die Lage der Ostgothen von Tag
zu Tag. Endlich, auf's äußerste gebracht und selbst dem Viliges
nicht mehr trauend, boten sie dem Belisar die Krone des ost-
gothischen Reiches an, wenn er zu ihnen übergehen wolle. Dieser
nahm das angebotene Geschenk scheinbar an und zog triumphi-
rend, unter dem Jubel des Volles, in Ravenna ein. Aber dem
Feldherrn galt die Pflicht gegen seinen Kaiser mehr, als eine
Königskrone. Er nahm den Vitiges gefangen und schickte ihn
nach Constantinopel. Der Kaiser verfuhr mit ihm eben so gnädig,
wie mit Gelimer. Schon wollte Belisar die letzten Ueberbleibsel
der Ostgothen aus Italien vertreiben, als ein plötzlicher Befehl
des mißtrauisch gewordenen Kaisers ihn wieder nach Constanti¬
nopel zurückrief. Der treue Feldherr gehorchte ohne Murren.
Die Entfernung des tapferen Belisar belebte wieder den
Muth der Ostgothen. Sie wählten den Totilas, einen gar
wackeren und trefflichen Feldherrn, zum Könige. Der junge
Held erfocht über die griechischen Anführer Sieg aus Sieg.
Binnen zwei Jahren war fast ganz Italien bis auf wenige
Städte wieder erobert. Da schickte der Kaiser den tiefgekränkten
Belisar noch einmal nach Italien, gab ihm aber aus Mi߬
trauen eine so geringe Mannschaft mit, daß er unmöglich das
Feld gegen Totilas behaupten konnte. Fast überall mußte er¬
weichen, selbst Rom ging wieder verloren. Nach fünf Jahren
rühmlosen Krieges bat er seinen Kaiser, ihm die Rückkehr nach
Griechenland zu gestatten. Diese Erlaubniß ward ihm gegeben.
Nach seiner Heimkehr zog der bereits grau gewordene Held
noch einmal sein Schwert zur Rettung Constantinopels gegen
die räuberischen Einfälle der Bulgaren. Und doch verlor er
abermals die Gunst seines Herrn und starb voll Schmerz über
den Undank der Menschen.