Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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zum Entsätze herbei, und Vitiges mußte unverrichteter Sache 
abziehen. Nacheschuaubcnd wandte sich dieser jetzt mit den ver¬ 
bündeten Burgundern gegen Mailand, eroberte die Stadt und 
richtete ein fürchterliches Blutbad an. 
Indeß verschlimmerte sich die Lage der Ostgothen von Tag 
zu Tag. Endlich, auf's äußerste gebracht und selbst dem Viliges 
nicht mehr trauend, boten sie dem Belisar die Krone des ost- 
gothischen Reiches an, wenn er zu ihnen übergehen wolle. Dieser 
nahm das angebotene Geschenk scheinbar an und zog triumphi- 
rend, unter dem Jubel des Volles, in Ravenna ein. Aber dem 
Feldherrn galt die Pflicht gegen seinen Kaiser mehr, als eine 
Königskrone. Er nahm den Vitiges gefangen und schickte ihn 
nach Constantinopel. Der Kaiser verfuhr mit ihm eben so gnädig, 
wie mit Gelimer. Schon wollte Belisar die letzten Ueberbleibsel 
der Ostgothen aus Italien vertreiben, als ein plötzlicher Befehl 
des mißtrauisch gewordenen Kaisers ihn wieder nach Constanti¬ 
nopel zurückrief. Der treue Feldherr gehorchte ohne Murren. 
Die Entfernung des tapferen Belisar belebte wieder den 
Muth der Ostgothen. Sie wählten den Totilas, einen gar 
wackeren und trefflichen Feldherrn, zum Könige. Der junge 
Held erfocht über die griechischen Anführer Sieg aus Sieg. 
Binnen zwei Jahren war fast ganz Italien bis auf wenige 
Städte wieder erobert. Da schickte der Kaiser den tiefgekränkten 
Belisar noch einmal nach Italien, gab ihm aber aus Mi߬ 
trauen eine so geringe Mannschaft mit, daß er unmöglich das 
Feld gegen Totilas behaupten konnte. Fast überall mußte er¬ 
weichen, selbst Rom ging wieder verloren. Nach fünf Jahren 
rühmlosen Krieges bat er seinen Kaiser, ihm die Rückkehr nach 
Griechenland zu gestatten. Diese Erlaubniß ward ihm gegeben. 
Nach seiner Heimkehr zog der bereits grau gewordene Held 
noch einmal sein Schwert zur Rettung Constantinopels gegen 
die räuberischen Einfälle der Bulgaren. Und doch verlor er 
abermals die Gunst seines Herrn und starb voll Schmerz über 
den Undank der Menschen.
	        
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