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Spitze von Afrika erreicht habe. Auf dieser Fahrt hatte Diaz
mit heftigen Stünnen zu kämpfen. Und als seine Schiffsleute
zuletzt gar keine Küste mehr sahen, sondern nur Himmel und
Wasser, da überfiel Alle eine fürchterliche Angst. Sie schalten
ihren Anführer einen tollkühnen Abenteurer, der sie auf einem
ganz unbekannten Meere am Ende der Welt einem sicheren
Tode zuführe, und forderten mit Ungestüm, daß er umkehre.
Und wirtlich war Diaz, ohne cs zu wissen, schon über die Süd¬
spitze von Afrika hinausgefahren. Auf der Rückkehr wurde er
vom Sturme östlich getrieben, und hier fand er nun die ge¬
suchte Südspitze von Afrika. Er nannte sie wegen der Stürme,
die hier wütheten, das Vorgebirge der Stürme. Als aber
sein König die Nachricht von dieser glücklichen Entdeckung er¬
hielt, rief er frohlockend aus: „Nein, sie heiße das Vorge¬
birge der guten Hoffnung, denn nun haben wir ja Hoff¬
nung, daß man Afrika umsegeln und auf diesem Wege nach
Ostindien kommen kann. -
Diese Hoffnung ging endlich unter der Regierung des nach¬
folgenden Königes, Emannet des Großen, glorreich in Er¬
füllung. Er rüstete vier Schiffe aus, zu deren Befehlshaber
er Vasko de Gama, einen sehr bewährten und kühnen See¬
mann, ernannte, um die Fahrt nach Ostindien zu versuchen.
Dieser kam glücklich um das Vorgebirge der guten Hoffnung,
nachher bloß das Cap genannt, segelte dann weiter ostwärts
die Küste Mosainbique hinauf und erreichte nach manchen Ge¬
fahren Me linde, eine Stadt ungefähr unter der Linie. Hier
empfing ihn der Negerkönig auf das freundlichste und gab ihm
bei der Abreise einige erfahrene Schiffer mit, die ihm den Weg
nach Calicut in Indien zeigen sollten. Endlich kamen sic auch
hier glücklich an; es war im Jahre 1498. Mit freudigem Er¬
staunen betraten die Portugiesen das merkwürdige Land. Sie
fanden bald, daß sie es hier nicht mit ungebildeten, rohen Ne¬
gern zu thun hatten, bei denen sie mit ihren Schellen, Glas-
korallen und anderen glänzenden Kleinigkeiten einen Handel er-