Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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ben geistesschwachen Childerich III., erhoben hatten. In Karl- 
rnann's Gemüthe hatte sich jedoch inzwischen der Entschluß be¬ 
festigt, der Welt zu entsagen und die Herrschaft mit dem Kloster 
zu vertauschen. Von Pipin in dem frommen Vorsatze bestärkt, 
begab er sich nach Nom, wo er von dem Papste Zacharias zum 
Priester geweiht wurde. Nachdem er dort auch das Klosterge- 
lübde des h. Benedikt abgelegt hatte, bezog er eine einsame Zelle 
des Klosters Monte Cassino, in welcher er seine Tage verlebte. 
Pipin, nun alleiniger Herr des Reiches, befestigte die Herrschaft 
theils durch Waffen, theils durch friedliche Mittel. Er war nur 
klein von Körper und erhielt deshalb auch den Namen „der 
Kleine", aber von riesenmäßiger Kraft. Einst, erzählt man, 
als bei einem Thiergefechte über seine kleine Figur gescherzt 
wurde, nahm er sein Schwert, trat ans den Kampfplatz und 
Ihicb einem Löwen, der ans einen Büffel gesprungen war, mit 
einem so fürchterlichen Hiebe den Kopf ab, daß das Schwert 
selbst dem Büffel nocp tief in den Nacken fuhr! Bereits im Be¬ 
sitze der königlichen Macht, welche die schwachen Merovinger zu 
behaupten schon längst nicht mehr im Stande waren, wünschte 
er nun auch die äußere Anerkennung und Auszeichnung. Er 
schickte deshalb Gesandte an den Papst Zacharias und ließ 
fragen: „ob es besser fei, daß derjenige König sei und heiße, 
welcher alle Macht besitze, oder der, welcher ohne königliche 
Gewalt nur den königlichen Namen führe?" Die Antwort, 
welche für Pipin günstig lautete, konnte derselbe als eine päpst¬ 
liche Anerkennung und Gutheißung seiner Herrschaft betrachten. 
Pipin wurde alsdann auf einem Reichstage zu Soissons 752 
zum Könige ausgerufen und nun unter Genehmigung des Pap¬ 
stes von BouifaciuS, dem Erzbischöfe von Mainz, der in seinen 
Bemühungen um die Gründung des Christenthums in Deutsch¬ 
land von Pipin auf das eifrigste unterstützt worden war, zum 
Könige der Franken gekrönt. Mit ihm beginnt die Reihe der 
karolingischen Könige. Der letzte Merovinger aber, der 
blödsinnige Child erich, war der Regierung unfähig und 
Endete im Kloster. In der That wurde das völlig entartete
	        
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