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Der Kanonische Eber.
Helden durch festliche Male ln Oeneus Hause ge-
stärkt hatten, begaben sie sich auf die Zagd und um,
ringten den Eber, Atalanta verwundete ihn zuerst
durch einen Pfeilschuß, Meleagros tödtete ihn mit
einem Wurfspiesse und erhielt einstimmig den Preis,
die Haut des Thieres. Zn Atalanta verliebt, schenkte
Meleagros ihr die Haut, allein die Söhne des The,
stios, Toxeus und Plexippos, welche bei der Zagd
zugegen waren, mißgönnten ihr das Geschenk, fielen
die Atalanta bei ihrer Heimkehr nach Arkadien räuberisch
an, und nahmen ihr die Haut ab. Meleagros war
Äber den begangenen Raub höchst unwillig, er versuchte
gütliche Vorstellungen, die Räuber zur Rükgabe der
Haut zu bewegen, und da seine Worte ohne Erfolg
blieben, bekämpfte er sie. Thestios Söhne führten
die Kureten gegen die Kalydonier in den Kampf und
fielen. Althäa, über den Tod ihrer Brüder äußerst
betrübt, verwünschte ihren Sohn Meleagros und
bat die Götter um seinen Tod. Meleagros nahm
aus Verdruß darüber keinen weitern Theil an dem
noch fortdauernden Kampfe, die Kureten bedrängten
die Stadt Kalydon; dringend zur Hülfe aufgefodert,
ließ er sich endlich bewegen, verjagte die Kureten und
befreiete die Stadt, blieb aber im Kampfe, well die
Götter das Gebet seiner Mutter erhört hatten.
Bei der Geburt des Meleagros, so lautet eine
zweite Sage, erschienen die Parzen der Althäa im
Traume und eröfneten ihr, daß ihr Sohn sterben müsse,
wenn ein auf dem Heerde glimmendes Stük Holz ver-
brannt wäre. Voll mütterlicher Sorgfalt verwahrte
Althäa das Holz, als aber Meleagros ihre Brü¬
der erschlagen hatte, warf sie es ins Feuer, und Me-