363
terschule „das junge Deutschland", welche nach mannichfalligen
liebergriffen viel Treffliches geleistet hat, — L. Börne, H. Heine lind
F. Dingelstedt besondere Anerkennung. Deutschland war und ist an
Dichtern das reichste Land, so daß die Aufzählung aller erwähnenswerten
Namen außer unserem Bereiche liegt. Am beliebtesten in neuerer Zeit sind
L. Uhland, F. Freiligrath, A. Grün (Graf Auersperg), E. Geibel,
H. König, I. Rank, A. Stifter und B. Auerbach geworden.
§. 2V. Die Frauen.
Schon in der Geschichte der französischen Revolution ist gesagt worden,
welchen großen Antheil das weibliche Geschlecht an der gewaltsamen Um¬
wälzung genommen hat; wir fügen nur noch hinzu, daß wohl die Sitten-
losigkeit, die tmtcr den letzten Negierungen am Hofe der französischen Könige
herrschte, eben so viel, als die Belastung des Volkes durch unerschwingliche
Auflagen dazu beigetragen hat. In einem Lande, wo die Königinnen und
Prinzessinnen (wie es unter der Regentschaft des Herzoges von Orleans
und Ludwig's XV. der Fall war) gemeinen Weibern, oder Tänzerinnen
und Sängerinnen nachstehen mußten, bildete sich allmählig, wenigstens bei
dem weiblichen Geschlechte, die Idee der Gleichheit aus. Anders sollte es
unter Ludwig XVI. werden, der neben seiner Gemahlin keiner Frau eine
besondere Gunst bezeigte, Sittlichkeit und Ordnung am Hofe wieder ein
führte. Marie Antoinette war ganz geeignet, sowohl durch ihre Würde,
als auch durch Liebenswürdigkeit alle Hofdamen zu überstrahlen; allein
sie war zu arglos, um sich nicht gerade durch eben diese Vorzüge eine
Unzahl von Feindinnen am Hofe zu erwecken, deren Haß um so unver¬
söhnlicher war, je weniger sie im Stande waren, den Glanz ihrer Er¬
scheinung zu verdunkeln. Sie legte absichtlich allen Prunk und Schmuck
ab und begnügte sich, in einfachem, aber höchst geschmackvollem Anzuge täglich
neu und anders zu erscheinen. Dadurch wurde sie die eigentliche Schöpferin
der Mode, welche zuerst nur den Hof und Paris, dann ganz Frankreich
und endlich ganz Europa beherrschen sollte. Die Modehändlerin Made-
moiselle Berlin und die Operntänzerin Mademoiselle Guimard gingen
ihr in Erfindung gefälliger Formen treulich an die Hand und tyrannistrten
mit ihrer königlichen Gebieterin die weibliche Welt, welche sich's nun ein¬
mal nicht nehmen ließ, der Königin in geschmackvoller Kleidung völlig gleich
zu kommen. Als Marie Antoinette sich in einem solchen modischen
Schmucke einst malen ließ und das Porträt ihrer Mutter sandte, schickte
ihr Maria Theresia dasselbe zurück und schrieb: „Ich habe das Bild
der Königin von Frankreich erwartet und du hast mir eine Operntänzerin
gesandt." Leider ging diese mütterliche Lehre bei der jungen Fürstin verloren,
die umgeben von einem leichtfertigen Hofe noch obendrein durch prachtvolle
Feste immer mehr Aergerniß gab. Ihr Hang zu theatralischen Vorstellungen,