Full text: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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machte ihn der Minister-Präsident Graf Bismarck auf die Gefahr 
aufmerksam, doch ruhig antwortete er: „Ich weiß es wohl, aber ich 
reite nicht zurück, da meine brave Armee im Feuer steht. Hier ist 
mein Platz!" 
Als die Feinde in wilder Flucht waren, trafen sich der König 
und der Kronprinz auf dem Schlachtfelde. Beide fielen sich mit 
Thränen in den Augen in die Arme; der König hing seinem 
Thronerben einen hohen Orden um. 
Es war ein schöner Sieg. 180 Kanonen, 25,000 Gefangene, 
viele Fahnen und Wagen fielen den Siegern in die Hände. 
61. Der Zug gegen Wien, der Waffenstillstand und der 
Frieden. 
Der Feind floh, um nach Mähren und Wien zu kommen, die 
Sieger hinter ihm her. Prag, die Hauptstadt von Böhmen, wurde 
genommen. Am 15. Juli stießen die Preußen wieder auf größere 
Feindesmassen. Bei dem Dorfe Tobitschau entspann sich der 
Kampf. Die Oesterreicher wurden zurückgetrieben. Eine Schwadron 
preußischer Kürassiere drang mit Windesschnelle auf die feindlichen 
Batterien ein, eroberte 16 Kanonen mit der Bespannung und nahm 
die Officiere und Soldaten gefangen. 
Nun ging's weiter nach der Grenze von Ungarn zu. Am 
22. Juli trafen bei Blumen au, nahe bei Presburg, die Heere 
auf einander. Der General von Bose war über die March und 
hinter den Höhen hergegangen und dadurch den Oesterreichcrn in 
den Rücken gekommen. Gerade wollte er losbrechen und die Feinde 
wären verloren gewesen, als plötzlich die Trompeter bliesen und 
das Kommando: „Halt! Hahn in Ruh'!" erschallte. Man wußte 
anfangs nicht, was das bedeuten sollte, doch bald wurde verkündet: 
es ist Waffenstillstand eingetreten. 
Der König war mit dem Hauptheere nach Brünn uud von 
da nach Nikolsburg gegangen, 10 Meilen von Wien. Jetzt ge- 
riethen die Oesterreicher in große Angst und baten um Frieden. 
Es wurde auf 5 Tage Waffenstillstand geschlossen. Am 23. August 
kam der Frieden zu Prag zwischen Preußen und Oesterreich zu 
Stande. Um seine deutschen Verbündeten kümmerte sich der öster¬ 
reichische Kaiser nicht; sie mochten sehen, wie sie fertig würden. 
Die Friedensbedingungen waren: Der Kaiser von Oesterreich leistet 
auf Schleswig-Holstein Verzicht und überträgt seine Rechte an den 
König von Preußen, — Oesterreich zahlt an Preußen 40 Mil¬ 
lionen Thaler Kriegskosten, — der deutsche Bund wird aufgelöset 
und Oesterreich mischt sich nicht mehr in die deutschen Angelegen¬ 
heiten, — es erkennt schon im voraus alle Gebietsveränderungen 
Vormvaum, Erzählung-». 15. Aufl. 9
	        
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