Full text: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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lingen. — In Brennabor waren die Wenden in großen Massen 
versammelt und jubelten, daß Heinrich ihnen nichts anhaben 
könnte und schimpflich abziehen müßte. Doch plötzlich trat der 
Winter ein, und es fror so stark, daß die Havel samt den Süm¬ 
pfen und Morästen dick mit Eis belegt wurde. Nun zog Heinrich 
dicht an die Stadt. Den Feinden entfiel der Muth. Sie ergaben 
sich, gelobten an, einen Tribut zu bezahlen und das Christenthum 
anzunehmen. Um aber gewiß zu sein, daß dies Versprechen er¬ 
füllt würde, bestimmte König Heinrich einen Strich Landes am 
Havel- und Elbstrome zu einer Grenz- oder Markgrafschaft und 
setzte darüber einen Grenz- oder Markgrafen, der dafür sorgen 
mußte, daß die Wenden in Unterwürfigkeit und im Zaume gehalten 
wurden. Die neue Markgrafschaft bekam den Namen Nordmark, 
auch Nordsachsen, oder die wendische Mark. 
Und von dieser kleinen Markgrafschast ging das heutige große, 
mächtige, preußische Reich aus. Denn an jenen unbedeutenden 
Strich Landes reihten sich nach und nach alle die Besitzungen, welche 
jetzt das Königreich Preußen bilden. 
4. Die Markgrafschast erhält erbliche Markgrafen. 
Die Markgrafen von Nordsachsen sollten die Wenden verhindern, 
die Nachbarn zu plagen. Dazu scheint auch ihr Auftrag gewesen zu 
sein, so viel Land, als möglich, nach und nach den Feinden zu entreißen. 
Aber das Eine wie das Andere war sehr schwer, denn die Wenden 
wehrten sich, wie Löwen, und wollten nur der Gewalt weichen. Die 
Mackgrafen hatten einen schweren Stand. Bald versuchten sie es 
mit List, bald mit Gewalt; bald machten sie große Eroberungen, 
ja einige Mal bis an die Oder, bald verloren sie ihre Vortheile 
und wurden bis an die Elbe zurückgejagt. So war also nur 
Krieg und Kriegsgeschrei in jenen Landen, und Noth und Elend 
überall. Das Land wäre am Ende ganz verloren gewesen, 
hätte nicht Gottes weise Hand eine andere Wendung in diese 
verworrenen Dinge gebracht. Bisher waren nämlich die Mark¬ 
grafen nur Statthalter und Diener des deutschen Kaisers, wel¬ 
cher diese Würde nach Belieben vergab. Der deutsche Kaiser 
Lothar schenkte aber im Jahre 1133 einem Grafen von Ballen- 
städt, Al brecht dem Bären, dessen Geschlecht von der jetzt zer¬ 
störten Burg Anhalt im Magdeburgischen den Namen die An¬ 
haltiner führte, die Markgrafschaft Nordsachsen erb- und eigen- 
thümlich. Dieser Albrecht, der den Beinamen: „der Bär'' von 
seinem Muthe und seiner Tapferkeit hatte, war ein vortrefflicher 
Fürst. Weil das Land ihm cigenthümlich gehörte, so nahm er 
sich desselben aus allen Kräften an. Zuerst begann er damit, die
	        
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