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Magdeburg doch nun verloren sei. Zornig brausete Gustav Adolph
auf, im Fluge ging's zurück, und nach wenigen Tagen standen die
schwedischen Kanonen vor Berlin, jeden Augenblick bereit, alles in
Grund und Boden zu schießen. Unter solchen Umständen galt kein
langes Bedenken. Man ergab sich abermals den Schweden und
schloß mit ihnen ein förmliches Bündniß.
Tilly hatte nach Magdeburg's Zerstörung seine Augen auf das
schöne Sachsenland geworfen und dem sächsischen Kurfiirsten ent¬
bieten lassen, er müsse die kaiserliche Armee in sein Land aufnehmen.
Der Kurfürst antwortete indeß: „Ich sehe wohl, Tilly will das
langgesparte sächsische Brod jetzt auftischen; man pflegt dabei aber
auch so mancherlei Hartgebackenes anfzutragen, das schwer zu beißen
ist, und er sehe sich vor, daß er sich nicht die Zähne daran aus¬
beiße." Dann sendete der Sachsenfürst nach dem früher verschmähten
Könige von Schweden und bat um Hülfe. Der edelmüthige Gustav
Adolph gedachte der geschehenen Beleidigungen nicht und eilte schnell
nach Sachsen. Hier vereinigte er sich mit den sächsischen Truppen
und ging auf Tilly los. Boi Breitenfelde, unweit Leipzig,
trafen die Heere ans einander. Tilly, der noch am Morgen von sich
rühmte, in sechsunddreißig Schlachten nicht besiegt zu sein, wurde
gänzlich geschlagen und mußte schimpflich nach Baiern fliehen.
Gustav Adolph durchzog aber im Fluge Franken, das Baierland
und die Länder am Rheine und schlug überall die Truppen des
Kaisers zurück. Dieser sah trostlos umher, woher er Hülfe nehmen
möge, doch Niemand rührte sich. Endlich trat der kaiserliche Ge¬
neral Waldstein auf und übernahm es, Hülse zu bringen. Er
sammelte ein großes Heer und ging mit diesem dem Könige Gustav
Adolph entgegen. Nach vielen Hin- und Herzügen trafen die Heer-
schaaren bei Lützen auf einander. Hier entbrannte eine entsetzliche
Schlacht. Die Schweden siegten, aber Gustav Adolph verlor
in dieser Schlacht sein Leben. Siegend hatte er mit seinem
rechten Flügel die Feinde vor sich her getrieben, da hörte er, daß
sein linker Flügel weiche. Um dort Hülfe zu bringen, sprengt er
quer über das Leichenfeld hin; aber plötzlich bekommt er einen
Schuß in den linken Arm, so daß das Blut herunterrinnt. Fast
ohnmächtig wendet er um, damit er sich dem Gewühle entziehe;
da fährt eine Kugel ihm durch den Rücken, und mit dem Ausrufe:
„Mein Gott! Mein Gott!" sinkt er vom Rosse. Der Sturm
der Schlacht geht schaurig über seinen Leichnam hin. — Ein
unaussprechlicher Schrecken überfiel Deutschland, als sich diese
Todespost verbreitete. Es war das Ende des Krieges nicht abzu¬
sehen, und obschon die schwedischen Generale im Geiste ihres großen
Königs zu wirken fortfuhren, so fehlte ihnen doch das Haupt. Und
so geschah es, daß sie 1634 von den Kaiserlichen geschlqgen wurden.