Full text: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

52 
Pferde wurden ihm unter dem Leibe tobt geschossen. Eine Kugel 
fuhr ihm durch den Rock und zerschmetterte eine goldene Dose in 
der Westentasche. Der Rittmeister Prittwitz brachte ihn mit genauer 
Roth aus dem Getümmel. „Ich bin verloren!" rief der König, 
und nach Berlin schrieb er: „Rettet die Königliche Familie nach 
Magdeburg. Ich werde den Sturz des Vaterlandes nicht über¬ 
leben. Gott befohlen auf immer!" — 
Einen schrecklichem Tag hatte der Held nie gehabt. Am Abend 
konnte er kaum 5000 Mann zusammenbringen, und als er nachher 
auch wieder an 18,000 Mann um sich versammelt hatte, so hätte ihn 
dies Häuflein doch nicht retten können, wäre der russische General 
rasch vorgedrungen. Aber dieser blieb ruhig bei Frankfurt an der 
Oder stehen, und als er endlich sich langsam fortbewegte, jedoch 
für sein Heer keinen Unterhalt fand, kehrte er nach Polen zurück. 
Das war Friedrich's Rettung. Das ganze Unglück hätte am Ende 
gar nicht so viel ausgemacht, wenn nicht noch zwei Verluste hinzu- 
gekommeu wären. Die wichtige Stadt Dresden ging verloren, und 
der preußische General Fink mußte sich mit 15,000 Mann bei Maxen 
der österreichischen Uebermacht gefangen geben. 
31. Das fünfte Jahr des siebenjährigen Krieges. 
So unglücklich, wie das vorige Jahr geschlossen hatte, eben so 
unglücklich sing dieses an. Der General Laudon nahm in Einem 
Tage die wichtige Festung Glatz weg. Friedrich belagerte Dresden, 
als er diese Hiobspost bekam. Wollte er nicht Alles verlieren, so 
mußte er nach Schlesien. Er brach auf. Mit ihm zogen die 
Oesterreicher; vor ihm Daun, hinter ihm Lasci. So kam man bis 
Liegnitz. Weiter konnte der König nicht, denn nun rückte von der 
Seite her noch Laudon heran und klemmte die Preußen völlig ein. 
Die Feinde jubelten und sagten: „Der Sack ist aufgemacht, in 
welchem wir die ganze preußische Armee aufsangen wollen. Wir 
brauchen ihn nur zuzuschnüren." „„Sie haben nicht Unrecht,"" er¬ 
widerte Friedrich, als er diese Prahlerei erfuhr, „„aber ich denke 
in den Sack ein Loch zu machen, das sie nicht sollen wieder zu¬ 
nähen können."" 
Obgleich die Oesterreicher die preußische Armee umzingelt 
hatten, so wagten sie es doch nicht, das Häuflein am Tage anzugreifen. 
Sie wollten, wie bei Hochkirch, einen Ueberfall machen und diesen 
am 15. August in aller Frühe des Morgens ausführen. Friedrich 
wfuhr aber zum Glück diesmal ihr Vorhaben noch zur rechten Zeit 
und war daher auf seiner Hut. Ganz still zog er mit seinen Sol¬ 
daten aus dem alten Lager und besetzte ringsum die Anhöhen. In 
dem alten Lager brannten jedoch lustig die Wachtfeuer fort, welche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.