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Jetzt gedachte Kambyses seines Traumes, wie Smerdis auf
dem königlichen Throne säße und mit dem Hauvte den Himmel
berührte. Er beweinte den Tod seines Bruders und brach gegen
die Mager nach Susa auf. Als er sich auf das Pferd schwang,
ging der Beschlag an seiner Dolchschelde ab, und der entblößte
Dolch fuhr ihm in den Schenkel. Da ihm der Stoß tödtlich
schien, erkundigte er sich nach dem Namen der Stadt und erfuhr,
daß sie Ekbatana beiße. Nun sah er ein, daß eine Weissagung,
er werde in Ekbatana sterben, in Erfüllung gehe. Er aber
glaubte, daß er in seiner Hauptstadt Ekbatana in Medien ster¬
ben würde, während die Weissagung Ekbatana in Syrien meinte.
Zwanzig Tage nach seiner Verwundung berief er die Perser zu
sich und ließ sie schwören, nicht zuzugeben, daß die Herrschaft
wieder an die Meder komme. Bald darauf starb er. Prexas-
ves aber, für den cs nach dem Tode des Königs gefährlich
war, den Mord des Smerdis zu gestehen, läugnete hartnäckig
die Tbat.
Dareios, Sohn des Hyftaspes.
(522 — 486 ü. Ehr.)
Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche Smcr-
dis (Pseudo-Smerdis) sieben Monate lang und bewies gegen alle
seine Unterthancn eine außerordentliche Milde, indem er ihnen
auf drei Jahre alle Abgaben erließ und sie von jedem Kriegs¬
zuge befreite. Doch erregte die strenge Zurückgezogenheit des
Königs, der, stets in seiner Burg eingeschlossen, sich weder öffent¬
lich zeigte, noch den angesehenen Persern den Zutritt gestattete,
den Verdacht des Otanes, eines angesehenen Persers. Dieser
Verdacht wurde bald zur Gewißheit erhoben. Es hatte nämlich
einst Kyros dem Mager Smerdis eines Vergehens wegen die
Ohren abschneiden lassen; das wußte Otanes, und als seine
Tochter, eine von den Gemahlinnen des Königs, die Vermuthung
ihres Vaters, daß der König keine Ohren hätte, bestätigt fand,
zeigte sie es ihm an, und Otanes war nun überzeugt, daß nicht
Kyros Sohn, sondern der Mager Smerdis über die Perser
herrschte.
Er theilte seine Entdeckung einigen andern Persern mit und
stiftete mit ihnen eine Verschwörung zum Sturz des Smerdis.