Full text: Erzählungen aus der griechischen Geschichte (Theil 1)

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hatte auch Demosthenes seinen Untergang gefunden. Nach dem 
Tode Alexanders des Großen ward er genöthigt, vor den Ver¬ 
folgungen der Macedoniec, die seine Auslieferung verlangten, 
aus seiner Vaterstadt zu entfliehen. Er entkam nach Calauria, 
einer kleinen Insel, Trözen gegenüber. Die Maccdonischen 
Häscher fanden ihn in Poseidons Tempel, an dessen Bildsäule 
fitzend. Vergebens war ihr listiges Zureden, der Gnade Anti¬ 
paters, des Maccdonischen Herrschers, zu vertrauen und ihnen 
gutwillig zu folgen. Zuletzt wollten sie Hand anlegen; da bat 
er, einige Augenblicke einzuhalten, trat etwas zurück, sog das 
Gift, das er in einer Feder bei sich führte, ein und starb wenige 
Augenblicke nachher mit den Worten: „Diesen Leib bringet dem 
Antipater, den Demosthenes werdet ihr nicht hinbringen." Der 
Tod des großen Mannes fällt in das Jahr 322 v. Ehr. 
Während Philipp mit den Eroberungen an der Macedo- 
nischen und Thracischen Küste beschäftigt war, wurde der heilige 
Krieg mit der größten Erbitterung fortgesetzt. Die Phokier 
hatten die letzten Tempelschätze angegriffen, um Söldner anzu¬ 
werben, und die Thebaner sahen sich wiederholt genöthigt, den 
König Philipp um Hülfe anzusprcchen. Nachdem er die Athe¬ 
ner durch listige Unterhandlungen getäuscht und durch glänzende 
Versprechungen bethört hatte, zog er durch die Thermopylen 
gegen die unglücklichen Phokier, deren Städte, zwanzig an der 
Zahl, von den siegreichen Macedoniern mit schrecklicher Grausam¬ 
keit zerstört wurden. 
Für jetzt zog sich Philipp wieder zurück, behielt aber den 
Paß von Thermopylä besetzt. Listig wartete er auf eine neue 
Gelegenheit, an den Griechischen Angelegenheiten Theil zu neh¬ 
men, und unterhielt inzwischen durch Bestechungen Verräther in 
den Griechischen Städten. Der bekannteste dieser Verräther ist 
der Athenische Redner Aeschines. Bald ward ein neuer heili¬ 
ger Krieg beschlossen gegen die Einwohner der Stadt Amphissa 
in Lokris, welche die dem Apollo geheiligte Ebene von Krissa 
angebaut hatten. Auf den Rath des bestochenen Aeschines ward 
Philipp zum Oberfeldherrn ernannt (339). 
Zwar gelang es den Bemühungen des Demosthenes, die 
Athener zu bewaffnen, doch konnten sie nicht hindern, daß Phi¬ 
lipp Amphissa eroberte. Dieser ging jetzt nicht wieder zurück,
	        
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