Full text: Erzählungen aus der griechischen Geschichte (Theil 1)

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Wer dann mitleidig nahte, den schlug er mit seiner Keule tobt, 
und dann lachte er über die Einfalt der Menschenkinder. Dem 
Theseus machte er's ebenso; doch kampfgeübt fing dieser den 
Schlag mit beiden Händen auf, erlegte den Unhold und nahm 
die Keule als Siegeszeichen mit fich. 
Auf der Landenge, welche den Peloponnes mit dem übrigen 
Griechenland verbindet, saß der Fichtcnbeuger Sinnis. Er 
bog zwei junge Fichten mit ihren Wipfeln zusammen und band 
die vorübergehenden Wanderer mit jedem Fuße an eine Fichte. 
Dann schnitt er die Schnur, welche die Bäume zusammenhielt, 
durch, so daß die Menschen von den zurückschnellenden Bäumen 
in Stücke zerrissen wurden. Theseus betäubte ihn mit einem 
Keulenschlage, und ließ ihn selbst das grausenvolle Spiel versuchen. 
Weiterhin saß auf einem Felsen am Meere Skiron, der 
die Vorübergehenden zwang, ihm die Füße zu waschen. Wäh¬ 
rend sie ihm aber diesen Dienst erwiesen, stieß er sie mit den 
Füßen ins Meer. Auch Theseus that, was er verlangte; sobald 
er aber seinen Fuß gefaßt hatte, riß er ihn mit seiner ganzen 
Kraft hinab, wo ihn die Ungeheuer des Meeres verzehrten. 
In der Landschaft Eleusis trieb damals der Riese Pro- 
krustes sein Wesen. Er legte die kleinen Menschen in ein 
großes Bett und renkte ihnen die Glieder noch der Länge des 
Bettes aus, bis sie unter den Folterqualen den Geist aufgaben. 
Große Menschen legte er in ein kleines Bett und hieb ihnen die 
hervorragenden Beine ab, daß sie an der Verblutung starben. 
Dem Theseus wies er das kleine Bett an, aber dieser ergriff ihn 
plötzlich, legte ihn selbst auf die Folterbank und hieb ihm die 
Beine mit dem Beile ab. So räumte Theseus alle diese Unge¬ 
heuer aus dem Wege und ließ sie dieselbe Todesart sterben, die 
sie den armen Wanderern bereitet hatten. 
Nachdem er diese Abenteuer glücklich bestanden hatte, ge¬ 
langte er nach Athen, wo sich damals die Zauberin Medea am 
Hofe des Aegeus aushielt, der mit seinem Volke ganz zerfallen 
war. Bei der Kunde von der Ankunft des Fremdlings befürch¬ 
tete Aegeus, der an seinen Sohn durchaus nicht dachte, eine 
Empörung des Volkes und den Verlust seines Thrones durch 
den heldenmüthigcn Jüngling. Er ließ sich daher von Medea 
überreden, den Fremdling zwar gastlich aufzunehmen, aber durch 
Gift aus dem Wege zu räumen. Schon wollte Aegeus bei
	        
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