Anweisung zur Rechenkunst. 343
t) Diese schwache Wand-Tafel aber muß so stehen, daß sie
alle Schüler sehen können. Auch muß daö Exempel laut,
langsam, deutlich vorgesaget werden, damit es ein jeder
Schüler verstehen kan, was ihnen vorgesaget wird.
u) Es ist nicht gut, daß die Schüler die Zahl, die der
Praceptor vorsaget, nochmal wiederholen und nachspre¬
chen ; denn da sind einige Schüler, die schreyen ganh ge¬
waltig uNd eilen, daß sie fertig werden, welches nicht zu-
gestatten. Sie thun cs aus der Absicht, damit ihre Ne-
ben-Cameraden muffen zurück bleiben.
Diesen eingerissenen Unordnungen abzuhelfen, braucht
man oberwehnte drey Stücke: Man legt ihnen auch die
Zahl wol drey oder viermal in dein Mund, damit man des
Fragens, wie Die Zahl geheissen, und des zu frühen Ru-
fens, uberhoben seyn kan.
x) Man muß sich diejenigen Schüler wohl mercken, die
fertig sind und e6 sich von ihnen sagen lassen. Doch muß '
man es ihnen nicht wissen lassen, sonst wird die Eigen¬
liebe sich gewaltig hervorthun und ste dencken, sie haben
einen Vorzug vor die andern. Haben es drey oder vier
recht überein gemacht, so wird das Exempel richtig seyn.
Doch nruß man sich auch nicht zu viel auf die Grossen
verlassen; sondern die Exempel erst selbst zu Hause machen.
7) Man muß sich in allen Lectionen, drey oder vier fertige
Schüler abrichten, die muffen aber nicht beysammen si¬
tzen ; sondern so, daß einer hie und der andere da sitzet.
2) Kan etwa ein Kind nicht fortkommen, so muß man sich
bemühen, es ihnen mit Liebe zu Gedult zu weisen und
nicht gleich schelten unD schlagen.
aa) Im Rechnen kan man einen der grösten Vortheile den
; Schülern zuwenden, wenn man ihnen, mit den Exempel >
die pretia rerum, oder den Preiß und den Werth einer
Sache, bekannt zu machen suchet. Diese sind aber nicht al¬
ler Orten einerley. Der Rhein-Wein gilt im Sächsischen
Craiß