Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

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Geschichte der neueren Zeit. 
schen Korps unterstützt, zurück, und als diese Hilfe nach der Schlacht 
bei Wagram abzog, schlugen sie allein den Marschall Lefebvre, der 
mit 40,000 Mann eingedrungen war, hinaus aus ihren Bergen. Ihr 
oberster Anführer, der provisorische Kommandant Tyrols, war der 
muthige, fromme Andreas Hofer, der Sandwirth aus dem Passeyer- 
thal; zur Seite standen ihm Joseph Speckbacher, der Bauer und 
Jäger zu Rinn, der Kapuziner Haspinger, beide geborne Feldherrn, 
wahrend die Thalschaften gewöhnlich von Wirthen, z. B. Peter Kem- 
nater, Peter Maier, Martin Schenk in den Kampf geführt 
wurden. Als die Kunde von dem Wiener Frieden endlich zu den Ty° 
rolern drang, legte ein Theil hoffnungslos die Waffen nieder, ein ande¬ 
rer aber schlug sich verzweifelt, bis aller Widerstand blutig erstickt war. 
Haspinger und Speckbacher konnten sich retten, die gefangenen 
Wirthe wurden erschossen, zuletzt auch Hofer gefangen und in Mantua 
am 20. Februar 1810 auf ausdrücklichen Befehl Napoleons füsiliert, 
der gerade um die Hand der Erzherzogin Maria Louise freite, welche 
ihm den 2. April angetraut wurde. 
§ 367. In Norddeutschland versuchte der preußische Husaren¬ 
oberst Ferdinand Schill eine Erhebung gegen Napoleons Tyrannei 
ins Leben zu rufen; er sammelte ein tapferes Freikorps, siegte in man¬ 
chem Gefechte, blieb aber am 31. Mai in Stralsund, als diese Stadt 
von einem dänisch-holländischen Korps erstürmt wurde. Die gefange¬ 
nen Offiziere und Unterofsiziere ließ Napoleon zu Wesel und Braun¬ 
schweig erschießen, 600 Gemeine unter die Galeerensträflinge zu Toulon 
stecken (1814 kehrten noch 120 zurück). 
Napoleon vernichtet den Kirchenstaat und das Königreich Holland; die Mün¬ 
dungen des Rheins, der Eins, Weser, Elbe, Eder und Weichsel französisch 
(1809-1812). 
§ 368. Nach solchen Erfolgen in Spanien und Deutschland glaubte 
Napoleon, daß er nur noch einige Jahre zum Ausbau seiner Welt¬ 
herrschaft nöthig habe, daher er in rücksichtslosem Uebermuthe vor¬ 
schritt. Am 17. Mai erklärte er, der Papst habe aufgehört ein welt¬ 
licher Regent zu sein, erhob Rom zur zweiten Stadt des Reichs und 
da Pius VII. seine Anträge ablehnte und sich von ihm keine Besoldung 
reichen und eine Residenz anweisen ließ, vielmehr über den Bedränger 
der Kirche den Bann aussprach, wurde er gefangen und nach Vale nee, 
später nach Savona gebracht. Fast gleichzeitig nahm Napoleon einige 
Gebietsveränderungen in Deutschland vor und schuf ein Gro߬ 
herz ogth um Frankfurt für den Fürsten Primas, welches nach 
dessen Tode Eugen Beauharnais erben sollte, weil in Zukunft 
keine weltliche Herrschaft mehr mit einer geistlichen Würde verbunden 
sein dürfe. 
Sein Bruder Louis, der sein Königreich Holland nicht den 
Planen des Kaisers zu lieb ruinieren wollte, legte am 1. Juli 1810 
die Krone nieder, worauf Napoleon Holland mit Frankreich ver¬ 
einigte und Amsterdam zur dritten Stadt des Reichs er¬ 
hob. Im gleichen Jahre vereinigte er Oldenburg, Emden, 
Bremen und Hamburg mit Frankreich, „um dem englischen 
Schmuggel Einhalt zu thun", nachdem er Danzig schon 1807
	        
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