Guinea.
395
und nach ihnen im Verborgenen essen. — Die Neger
gehen ohne Kleidung bis auf einen Schurz um die Len¬
den, welcher Pagne heißt. Die Weiber namentlich tra¬
gen viele Arm- und Fußringe und so schwere Ohrgehän¬
ge, daß sie über dem Kopfe mit Bändern befestigt werden
müssen, damit die Ohren nicht zerreißen. Fast alle Ne¬
gerstamme haben die Sitte, Einschnitte in die Haut zu
machen, die auch als Kennzeichen der Stamme gelten.
Dies Tättowiren wird gewöhnlich schon an den Kindern
vorgenommen, wenn sie einige Monate alt sind, und ist
schmerzlich, auch gefährlich. — Die Wohnungen der Ne¬
ger haben die Gestalt von Bienenkörben, sind ein Geflecht
von Rohr, mit Stroh gedeckt, und stehen selbst in Dör¬
fern ohne alle Ordnung. Eine Hecke oder ein Zaun umgibt
wohl das Dorf, aber die reissenden Thiere müssen doch
mehr durch Trommeln und nächtliche Feuer verscheucht
werden. Eben so armselig sind die Hausgeräthe. Der
König selbst hat nur einige irdene Töpfe, einige hölzerne
Gefäße, einige Kürbisse als Flaschen und einige Kale¬
bassen als Becher. Doch haben Große in Guinea auch
Zimmer und Säle in ihren Wohnungen, Löffel von Sil¬
ber, Schüsseln von Zinn u. s. w. Die Betten sind Stroh¬
matten auf Querhölzern, einige Fuß von der Erde er¬
höht. — Der Neger ist sehr träge, alle schwere Arbeit
ladet er seinen Weibern auf, und läßt nicht mehr arbei¬
ten, als zur höchsten Noth seyn muß. Nur im Tanzen
ist er unermüdet, und man kann sagen, daß auf der gan¬
zen Negerküste, viele hundert Stunden weit, jeder heitere
Abend und ein großer Theil der Nacht mit Tanzen ver¬
bracht wird, und nicht ohne Grund, denn die Nacht ist
die kühlste, die angenehmste Tageszeit. — Der Ackerbau
der Neger ist unbedeutend: sie ziehen Tabak (weil sie gern
rauchen), Reis, Mais, Baumwolle, Melonen und an¬
dere Küchengewächse. Jeder kann so viel Land nehmen,
wie ihm beliebt, aber niemand bauet mehr an, als die
äusserste Nothdurft erfordert. Um Dünger zu bekommen,
zündet man das Gras und die Stoppeln auf den Feldern
an. Jagd wird von den Negern wenig getrieben, weil
sie keine Fleischspeisen lieben, mehr noch die Fischerei. Die
Handwerke und Künste stehen noch auf der untersten Stufe,
und die Neg»c, obschon sie schon an 400 Jahre mit den
Europäern verkehren, haben doch nichts von ihnen gelernt.