fullscreen: Handbuch der Geographie für die Jugend

Guinea. 
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und nach ihnen im Verborgenen essen. — Die Neger 
gehen ohne Kleidung bis auf einen Schurz um die Len¬ 
den, welcher Pagne heißt. Die Weiber namentlich tra¬ 
gen viele Arm- und Fußringe und so schwere Ohrgehän¬ 
ge, daß sie über dem Kopfe mit Bändern befestigt werden 
müssen, damit die Ohren nicht zerreißen. Fast alle Ne¬ 
gerstamme haben die Sitte, Einschnitte in die Haut zu 
machen, die auch als Kennzeichen der Stamme gelten. 
Dies Tättowiren wird gewöhnlich schon an den Kindern 
vorgenommen, wenn sie einige Monate alt sind, und ist 
schmerzlich, auch gefährlich. — Die Wohnungen der Ne¬ 
ger haben die Gestalt von Bienenkörben, sind ein Geflecht 
von Rohr, mit Stroh gedeckt, und stehen selbst in Dör¬ 
fern ohne alle Ordnung. Eine Hecke oder ein Zaun umgibt 
wohl das Dorf, aber die reissenden Thiere müssen doch 
mehr durch Trommeln und nächtliche Feuer verscheucht 
werden. Eben so armselig sind die Hausgeräthe. Der 
König selbst hat nur einige irdene Töpfe, einige hölzerne 
Gefäße, einige Kürbisse als Flaschen und einige Kale¬ 
bassen als Becher. Doch haben Große in Guinea auch 
Zimmer und Säle in ihren Wohnungen, Löffel von Sil¬ 
ber, Schüsseln von Zinn u. s. w. Die Betten sind Stroh¬ 
matten auf Querhölzern, einige Fuß von der Erde er¬ 
höht. — Der Neger ist sehr träge, alle schwere Arbeit 
ladet er seinen Weibern auf, und läßt nicht mehr arbei¬ 
ten, als zur höchsten Noth seyn muß. Nur im Tanzen 
ist er unermüdet, und man kann sagen, daß auf der gan¬ 
zen Negerküste, viele hundert Stunden weit, jeder heitere 
Abend und ein großer Theil der Nacht mit Tanzen ver¬ 
bracht wird, und nicht ohne Grund, denn die Nacht ist 
die kühlste, die angenehmste Tageszeit. — Der Ackerbau 
der Neger ist unbedeutend: sie ziehen Tabak (weil sie gern 
rauchen), Reis, Mais, Baumwolle, Melonen und an¬ 
dere Küchengewächse. Jeder kann so viel Land nehmen, 
wie ihm beliebt, aber niemand bauet mehr an, als die 
äusserste Nothdurft erfordert. Um Dünger zu bekommen, 
zündet man das Gras und die Stoppeln auf den Feldern 
an. Jagd wird von den Negern wenig getrieben, weil 
sie keine Fleischspeisen lieben, mehr noch die Fischerei. Die 
Handwerke und Künste stehen noch auf der untersten Stufe, 
und die Neg»c, obschon sie schon an 400 Jahre mit den 
Europäern verkehren, haben doch nichts von ihnen gelernt.
	        
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