Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

86 
Geschichte der neueren Zeit. 
Eroberungen zurück, weil er sich bereits auf eine Unternehmung von 
unendlich größerer Bedeutung vorbereitete. 
Der spanische Erbfolgekrieg (1701—1714). 
§ 225. Die spanische Monarchie theilte seit Philipp II. mit 
Deutschland das Schicksal von den aufstrebenden Mächten gerupft zu 
^bis 1621^ ^^den. König Philipp III. erbte die Kriege seines Vaters gegen 
* ' Engla nd, Holland und Frankreich und hatte wenig Glück, ob¬ 
wohl die spanischen Feldherrn und Soldaten sich noch einige Zeit als 
würdige Schüler der Peskara, Alba, Parma rc. zeigten. Die spanische 
Monarchie dehnte sich zu weit aus und ermangelte des Zusammenhangs; 
von Italien besaß die Krone die Insel Sardinien, das Herzogthum 
Mailand, das Königreich Neapel sowie die Insel Sicilien; an * 
der deutschen Gränze die isolierte Franchekomtö und die gleich¬ 
falls isolierten katholischen Niederlande, die gegen Frankreich 
nur so lange zu halten waren, als das deutsche Reich es für seine 
Aufgabe hielt, das Anschwellen der französischen Macht zu verhindern 
und deßwegen Spanien zu unterstützen. Dieses hatte an die Eng¬ 
länder und Holländer die Herrschaft über das Meer verloren, 
daher wurden reiche Kolonien und Silberflotten die Beute derselben, sowie 
der Verkehr zwischen dem Mutterlande und den Kolonien unterbrochen. 
Ueberdies litten Bergbau, Ackerbau und Gewerbe in Spanien durch die 
starke Auswanderung nach Amerika, schlechter Staatshaushalt erschöpfte 
die Hilfsquellen, daher fehlte es fast immer an den nöthigen Mitteln, wäh¬ 
rend zugleich das Regierungssystem das Aufstreben talentvoller Männer 
niederhielt und deßwegen den englischen, holländischen und französischen 
Admiralen, Feldherrn und Staatsmännern selten ebenbürtige gegeuüber- 
stellen konnte. 
Reg. 1621 § 226. Unter Philipp IV. verursachte der Aufstand Arago- 
bis 1665. niens und Kataloniens wegen Antastung ihrer Privilegien einen 
inNeapel zehnjährigen einheimischen Krieg, 1647 war ein Aufstand in Neapel 
Losreißung ZU unterdrücken, Portugal aber riß sich los. Am 1. December 1640 
Portugals, erhob sich Lissabon, das ganze Land folgte diesem Beispiele und 
rief den Herzog von Braganza als Johann IV. zum Könige aus und 
Spanien sah sich nach einem vieljährigen wechselvollen Kriege gezwun¬ 
gen, den von Frankreich und England unterstützten Peter II., den 
1668. Enkel Johanns IV., als König von Portugal anzuerkennen. Philipps IV. 
Reg. 1665 Sohn Karl II. verlor an seinen Vetter Ludwig XIV. die Franche- 
bis 1700. sowie einen beträchtlichen Theil der Niederlande. Er war 
kinderlos und setzte testamentarisch den bayerischen Prinzen Joseph 
Ferdinand, der von mütterlicher Seite mit ihm verwandt war, zum 
Erben ein, und als der Prinz 1699 starb, Ludwigs XIV. Enkel, den 
Herzog Philipp von Anjou, dessen Großmutter Karls II. Schwe¬ 
ster war; die Ansprüche des Kaisers Leopold I., die er als Habs¬ 
burger, als Sohn und Gemahl einer spanischen Prinzessin erhob, blie¬ 
ben unberücksichtigt, wohl hauptsächlich deßwegen, weil Karl II. glaubte, 
Ludwig XIV. werde seinen Enkel als König von Spanien am kräftig¬ 
sten in der Behauptung der spanischen Kronländer beschützen können, 
da voraussichtlich England und Holland zugreifen würden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.