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Noch hatte man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin ans
dem Saale rief. Es wurde ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unter¬
wegs die spanischen Soldaten Gewalt gebraucht und den Bauern das
Vieh weggetrieben hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volkes;
was dem Aermsten ihrer Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen.
Auf's Aeußerste über die Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistes¬
gegenwart nicht verlassen, befahl sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in aller
Geschwindigkeit und Stille zu bewaffnen und die Schloßpforten wohl zu
verriegeln; sie selbst begab sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten
noch bei Tische saßen. Hier klagte sie ihnen in den beweglichsten Aus¬
drücken, was ihr eben hinterbracht worden sei, und wie schlecht man das
gegebene Kaiserwort gehalten hätte. Man erwiderte ihr mit Lachen, daß
dies nun einmal Kriegsgebrauch sei, und daß bei einem Durchmärsche von
Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten ständen. „Das
wollen wir doch sehen," antwortete sie aufgebracht. „Meinen armen
Unterthanen muß das Ihrige wieder werden, oder bei Gott!" — indem
sie drohend ihre Stimme anstrengte, „Fürstenblut für Ochsenblut!" Mit
dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen
Augenblicken von Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der
Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der Fürsten
pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritte dieser kampflustigen
Schaar veränderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betreten sah man
einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen hand¬
festen Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen
und, auf welche Bedingung es auch sei, die beleidigte Dame zu ver¬
söhnen? Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in ein
lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, den ganzen
Vorgang in's Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine Lobrede über
ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Muth, den sie
bewies. Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es auf sich, den
Herzog von Alba zu Allem, was billig sei, zu vermögen. Auch brachte
er es bei dem Letzten wirklich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl
an die Armee ausfertigte, das geraubte Vieh den Eigenthümern ohne
Verzug wieder auszuliefern. Sobald die Gräfin zu Schwarzburg der
Zurückgabe gewiß war, bedankte sie sich auf's Schönste bei ihren Gästen,
die nun von ihr Abschied nahmen.
Ohne Zweifel war es diese Begebenheit, die der Gräfin Katharina
von Schwarzburg den Beinamen der Heldenmüthigen erworben hat.
Man rühmt noch ihre standhafte Thätigkeit, die Reformation in ihrem
Lande zu befördern, die schon durch ihren Gemahl Heinrich XXXVII.
darin eingeführt worden war, das Mönchswesen abzuschaffen und den
Schulunterricht zu verbessern. Vielen protestantischen Predigern, die um
der Religion willen Verfolgungen auszustehen hatten, ließ sie Schutz und
Unterstützung angedeihen. Unter diesen war ein gewisser Kaspar Aquila,