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vertreiben. So ließen sich die Sachen anfangs gut genng an. Si cking en's
Macht und Ansehen vergrößerte sich, während Hutten den Anhängern des
Papstes furchtbar ward, von Burg zu Burg ziehend, die neue Lehre zu
verbreiten. Wo er selbst aber nicht hin kam, da gelangten seine Schriften
hin, die auf seiner Feste Stackelburg und aus den Burgen Sickingen's
gedruckt wurden.
Auch an den Papst schrieb er anfangs in mahnenden Worten, dann
mit scharfer Rüge; die Bannbulle, welche Luthern verdammte, gab er
im Drucke mit beißenden Anmerkungen heraus, welche die Willkür des
Papstes in's Licht stellten. Darum wurde er gleich Luthern in den Baun
gethan und aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche ausgestoßen; ja
der Papst schrieb selbst an Karl und forderte die Auslieferung des gefähr¬
lichen Ritters. Der Kaiser, seinen Grundsätzen getreu, willfahrte zwar
nicht, doch fehlte es nicht an heimlich gedungenen Mördern und Häschern,
die Hutten todt oder lebendig nach Rom bringen sollten. In dieser Be-
drängniß flüchtete er zu seinem Freunde Sicking e n nach der Ebeulburg
bei Kreuznach, um sich vor seinen Verfolgern zu schützen.
Es war im Jahre 1521 nach dem Wormser Reichstage, als Franz
von Sickingen eine Versammlung zahlreicher Ritter zu Landau ge¬
halten und sich mit ihnen verbunden hatte, sowohl die Kirchenverbesserung,
als auch die Wiederherstellung der alten Reichsverfassung mit Gewalt
durchzusetzen. Er rechnete dabei ans den Beistand des Pfalz grasen
Ludwig und aller Reichsfürsten, welche der Sache Luther's zugethan
waren. Kaiser Karl war eben nach Spanien abgereist, und die Zeit schien
für das Unternehmen wohl geeignet. Den Erzbischof von Trier, dem
er von der Zeit an gram geworden war, als derselbe König Franz I.
von Frankreich zum deutschen Kaiser empfohlen hatte, griff er zuerst an,
eroberte sein Land und belagerte ihn hart in Trier.
Doch die gehoffte Hülse der Reichsfürsten kam nicht; selbst von den
verbündeten Rittern blieben viele aus, ja der Pfalzgraf Ludwig und der
junge Landgraf Philipp von Hessen, welche wohl merkten, daß ihre
Fürstenmacht eben so, wie die bischöfliche und päpstliche, durch Sickingen
gefährdet sei, kamen mit großem Kriegsvolke, dem Erzbischöfe beizustehen;
sie hielten ihre Wohlfahrt und ihr fürstliches Recht durch solches Beginnen
angegriffen. Sickin gen mußte die Belagerung aufheben und, von der
Uebermacht bezwungen, auf seine Burgen sich zurückziehen. Die Fürsten
verfolgten ihn aber auch bis hierher, verwüsteten seine Landgüter und nah¬
men eine Burg nach der anderen ein.
In dieser Gefahr entließ Sickingen zuerst seine gelehrten Freunde
Haus schein (Oekolampadius), Bucer, Aquila und Schwebet,
welche den evangelischen Gottesdienst bei ihm eingerichtet hatten, um sie
nicht Gefahren auszusetzen, wenn er seinen Gegnern unterliegen würde;
dann bat er auch seinen Freund Hutten, die Burg zu verlassen, da der
Bischof mit ihm als einem Geächteten nicht sehr glimpflich verfahren dürfte.