§ ?>. Raubkriege Luöwig's. 241
ersten Raubkrieg, den sog. Devolutionskrieg (vom
Brabantischem jus devolutionis oder Vererbungsrecht, ans
das er sich berief). Sein Heer drang unter. Türenne und
und (Sonde erobernd in Flandern unb Hennegau ein. Da
legten ihm aber bie Holläuber einen Hemmschuh ein, inbem
sie mit Euglaub unb Schweben eine Trippelallianz,
„zur Aufrechthaltung bes gegenwärtigen Besitzstandes"
schloßen. Auf einen Kampf mit so Vielen war er nicht
gefaßt. Darum verstaub er sich zu Aachen 1668 einen
Frieden zu machen, boch nicht ohne seinen Vortheil; es
mußten ihm 12 niederländische Festen Lille, Coutray, Onden-
arbe 2c. abgetreten werben.
Jnbessen war er nicht wenig erbost auf Hollanb,
baß es ihm so in ben Strich gelaufen, unb wollte es seiner
Zeit züchtigen. Er begann 1673 einen zweiten Raubzug
unb zwar gegen bas vermessene Hollanb, wobei er aber
ben anbern Mächten zu wissen that, baß er es bei diesem
Kriege gewiß nicht auf Eroberung, sondern nur „auf De¬
müthigung des übermüthigen Krämer Volkes" abgesehen
habe; wodurch er sie denn täuschte, so daß den Bedrohten
Niemand half. Vielmehr stellten sich Etliche noch aus feine
Seite, deutsche Rheinbündler, der Erzbischof von Köln, der
Bischof von Münster 2C., England und Schweden auch, die er
durch Kniffe und Bestechung zu einem Bündnisse mit sich ge¬
wann. Holland war solcher Feindesmacht nicht gewachsen;
es war ein Krämervolk, es hatte in feiner kaufmänni¬
schen Sparsamkeit Heer und Festungen in Verfall gerathen
lassen; auch litt es, getheilt in die Oranische und (Segen-
oranifche Partei, an einem innern Zwiespalt, welcher feine
Kräfte schwächte. — Ludwig zog in Person mit 120,000
Mann der besten Truppen, befehligt von einem Türenne
und Conds, zum Streit aus. Daß ich's nicht vergesse,
er hatte auch 10,000 tapfere Schweizer, sog. Reisläufer
(Söldner), in feinem Heere. Denn die freien frommen
Schweizer dienten in allen europäischen Heeren; sie ver¬
kauften feit lange her ihr Leben um Geld, ohne auf Ge-
Lesebuch der Weltgeschichte. III. 3. Aufl. 16