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Geschichte der alten Welt.
ließ einen Heerhaufen nnd die Flotte unter seinem Schwager Pisan-
der zum Schutze der griechischen Städte zurück, ging über den Hel-
leSpont, durchzog Thrakien und Makedonien in Eilmärschen, öffnete sich
den Weg durch das feindliche Thessalien durch List und Gewalt und
stand um die Mitte des August in Böotien.
Än?al20 . $ 287- £ter er bei Koronea über das feindliche Heer
August 394). einen blutigen Sieg, der jedoch keine Folgen hatte, denn er zog bald
darauf in den Peloponnes ab. Kurz zuvor hatte Sparta ein harter Schlag
getroffen; der Athener Ko non war in persische Dienste getreten und
hatte die königliche Flotte so gut organisirt, daß er die spartanische bei
Knidos vollständig besiegte. Er verwüstete darauf die Küsten Lako-
' niens, überzeugte den Satrapen Pharnadazus, daß eine Unterstützung
Athens den Spartanern am nachtheiligsten sei und wurde von diesem in
den Stand gesetzt, die langen Mauern und die Werke des Piräeus mit
203. persischem Gelde wieder aufzubauen.
§ 288. Der Landkrieg bewegte sich hauptsächlich im Norden des
Peloponnes; er war blutig, aber unentschieden. Die Spartaner fanden
Annukidas einen Ausweg; ihr Bevollmächtigter Antalkidas schloß mit dem
387. ' Perserkönige einen Frieden, in welchem er die asiatischen Städte zurück¬
erhielt, wogegen er mit Sparta an die Verbündeten die Forderung
stellte, daß alle griechischen Städte frei sein sollten (dies galt besonders
der Auflösung der Hegemonie Thebens über Böotien und den Athenern,
denen nur Lemnus, Imbrus und Skyruö blieben); wer sich gegen die
Ausführung des Friedens sträube, habe es mit Persien und Sparta zu
thun. Begreiflich fügte man sich, wenn auch widerstrebend und die
Spartaner verwünschend.
Von dem antalkidischen Frieden bis zur Erhebung Thebens
(387-379 v. Chr.). .
§ 289. Durch diesen schmählichen Frieden gewann Sparta noch
einmal die Uebermacht und mißbrauchte sie abermals; so zerstörte es
z. B. die Mauern Mantineas und nöthigte die Bürger sich in vier
Dörfer zu vertheilen, zwang Phlius sich der ihm vorgeschriebenen Ord¬
nung zu fügen, und durch einen schweren Krieg die Stadt Olynth die
Hegemonie der Städte in der Chalkidike aufzugeben. Gegen Theben
382. verfuhr es wahrhaft schändlich; der Oberst Phöbidas ließ sich auf
seinem Marsche nach Olynth von den thebanischen Oligarchen über¬
reden, nächtlicher Weise die Burg Kadmea zu besetzen, worauf sie mit
seiner Hilfe die Demokraten niederhielten und nach hergebrachter Weise
gegen die bedeutenderen unter denselben verfuhren. Der Flüchtling
Pelopidaö jedoch, ein ebenso verständiger als kriegstüchtiger Mann,
setzte sich mit den Unzufriedenen in der Stadt in Verbindung, schlich sich
verkleidet mit mehreren Genossen ein und ermordete in der Nacht die
379. oligarchischen Häupter. Die Besatzung in der Kadmea hatte keinen Vor¬
rath von Lebensmitteln und räumte sie daher vertragsmäßig, worüber
die Spartaner sich dermaßen erzürnten, daß sie mehrmals in Böotien
einsielen, ohne jedoch viel auszurichten. Als ein anderer spartanischer
Oberst einen Handstreich gegen den Piräeus versuchte, griffen auch die
Athener zu den Waffen und erkämpften unter Jphikrates, Chabrias
und Timotheus besonders zur See manche Erfolge, wie auch Pelo-