Full text: Geschichte der Alten Welt (Theil 1)

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Geschichte der alten Welt. 
bestand von jeher nur dem Namen nach, bis es dem Herrn der Stadt 
Pherä, Jason, gelang allmälig alle thessalischen Städte durch Ge¬ 
walt oder Ueberredung zu unterwerfen und sich zum Lagos ernennen zu 
lassen. Er unterhielt ein schönes stehendes Heer, das er leicht auf eine 
allen griechischen Mächten überlegene Stärke bringen konnte. Er machte 
aus seinem Streben nach der Hegemonie über ganz Griechenland kein 
370. Hehl, daher die Nachricht von seiner Ermordung überall sehr angenehm 
. überraschte. Die darauf eingetretene Verwirrung benützte König Ale¬ 
xander II. von Makedonien, um stch eines Theils von Thessalien zu 
bemächtigen; aber Thebens Name hatte damals ein solches Gewicht, 
daß sein Bevollmächtigter Pelopidas den König nicht nur zur Räu¬ 
mung Thessaliens bewog, sondern selbst Streitigkeiten über die königliche 
Erbfolge in Makedonien schlichten konnte. Auf seiner Rückkehr 
wurde er von dem Tyrannen in Pherä, Alexander, einem Neffen 
Jasons, gefangen, jedoch auf Thebens Drohung bald freigelassen. 
364. Einige Jahre später wurde er als Feldherr nach Thessalien gesandt, als 
ein Theil der Theffaler um Hilfe gegen den Tyrannen bat. Pelopidas 
Schlacht siegte bei Kynoskephalä, siel aber selbst, als er auf den Tyrannen ein- 
"kphalä?^ brang, und dieser behauptete sich noch einige Jahre, bis er endlich mit 
Hilfe seiner Gemahlin ermordet werden konnte. 
Schlacht bei Mantinea (4. Juli 362). 
§ 293. Statt ihren Bund zu befestigen, erbitterten die Arkader 
einander so sehr, daß sich die eine Partei an die Thebaner anschloß, 
die andere aber an die Spartaner, worauf Epaminondas noch 
einmal über den Isthmus rückte. Er überraschte Sparta, aber die 
verzweifelte Tapferkeit der wenigen zurückgebliebenen Spartaner und 
die eilige Ankunft des Agesilaus nöthigte ihn die halb eroberte 
Stadt wieder zu räumen; ebenso wenig gelang der auf Mantinea 
versuchte Ueberfall. Hier in der Ebene lieferte Epaminondas 
mit 33,000 Mann dem fast gleich starken Heere der Spartaner und 
ihrer Verbündeten eine blutige Schlacht; er hatte durch dieselben Mit¬ 
tel wie bei Leuktra den Sieg bereits errungen, als er durch einen 
Epaminon- Wurfspieß tödtlich verwundet wurde, wodurch die Thebaner so außer 
bas fallt 362. Fassung geriethen, daß die athenische Reiterei fast alle ihre Leicht¬ 
bewaffneten zusammenhauen konnte und die Schlacht eine unentschie¬ 
dene blieb. 
§ 294. Mit Epaminondas verlor Theben seine Hegemonie, wie 
es dieselbe durch ihn gewonnen hatte; denn dieser seltene Mann brach nicht 
nur durch seine neue Taktik die spartanischen Hopliten, sondern war 
auch der scharfsichtigste Staatsmann seiner Zeit, und da er überdies 
ohne Familie war und fast dürftig lebte, so begriffen selbst die Theba- 
uer, daß er nur für sie denke und handle, und ließen sich von ihm lei¬ 
ten. Nach seinem Tode blieb ihnen wohl ihre Körperkraft und Waffen¬ 
übung sowie ihr Stolz, aber sonst traten die alten Zustände wieder 
ein; daher folgte ein Friede, der Theben keinen Gewinn brachte. Sparta 
trat ihm nicht bei, mußte ihn aber doch halten und Messene unange¬ 
fochten lassen; denn es war so erschöpft, daß der 81jährige Agesilaus, 
um der leeren Staatskasse etwas aufzuhelfen, mit 1000 Hopliten in 
den Dienst des Tacho, dann des Nektaneb trat, welche sich Könige
	        
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