Die Griechen.
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Aristodemus entrissen Agamemnons Enkel Tisamenus die Herr¬
schaft. Darauf ließen sie das Loos über die Theilung entscheiden; dies
gab Argos dem Temenus, Messene dem Kresphontes, dem Aristodemus
Lakonien. Argos war der mächtigste dieser dorischen Staaten, von Argos.
welchem Trdzene, Epidaurus, Sikyon, Korinth und Phlius erobert
wurde.
§ 176. Durch die dorische Wanderung erhielten die Landschaften Beginn der
des griechischen Festlandes ihre bleibende Bevölkerung; die Periode der MM/"
Wanderung ist abgeschlossen, die einzelnen Staaten entwickeln sich nach
ihrer Weise; man kann also mit Recht sagen, daß jetzt die eigentliche
Geschichte des griechischen Volkes beginne.
Die dorische Wanderung drängte aber vom thessalischen Olymp bis
zum Vorgebirge Tänarum Flüchtlinge an das Meer, wo sie zu Schiffe
stiegen und eine neue Heimath suchten.
§ 177. Obwohl die ersten Auswanderer zur See Aeoler waren,
stellt man doch wegen ihrer Größe und des jonischen Einschiffungsplatzes
Athen die jonische Auswanderung an die Spitze dieser Seezüge. Ionische
Die aus dem Peloponnes von den Achäeru vertriebenen Ionier flüchte- Wanve-
ten nach Attika und entschlossen sich zur Auswanderung; zu ihnen ge-Se?.^
sellte sich eine Schaar Athener, ein und der andere Zug folgte spä¬
ter nach, so daß die Auswanderer die Kykladen, Samus und
die lydisch-karische Küste von der Mündung des Hermus bis
über die des Mäander hinaus besetzen konnten. Die bedeutendsten
Städte, die sie gründeten, waren: Milet, Myus, Priene, Ephesus, Ko¬
lophon, Lebedus, Teos, Erythrä, Klazomenä, Samus und Chius. Die
asiatischen Ionier feierten dem Poseidon ein gemeinschaftliches Opfer¬
fest auf dem Vorgebirge Mykale und traten dadurch in einen wiewohl
lockeren Bund; demselben führten die Kolophonier das äolische Smyrna
mit Gewalt zu; das gleichfalls äolische, von Phokiern gegründete Pho-
käa trat freiwillig ein. Das Kolonialgebiet der Aeoler erstreckte sich
von Smyrna bis Abydus am Hellespont und umfaßte auch die Inseln
Tenedus und Lesbus mit fünf Städten, von denen Mytilene und Me-
thymna zu großer Bedeutung gelangten. Auf dem Festlande lag Kyme,
in dessen Nähe mit ihm eilf andere Städte das Panäolion feierten,
nämlich: Larissa, Neonteichos, Temnus, Killa, Notion, Aegirusa, Pitane,
Aegäa, Myrina, Grynion.
8 178. Auch die Dorer beschränkten sich nicht auf das griechische Dorische
Festland; sie besetzten die Inseln Aegina, Melus, Thera, Astypa- Wände-
läa, Kasus, Karpathus, einen Theil Kretas, Rhodus und die In- Sc?.m
selreihe an der karischen Küste bis Kalymna, auf dem karischen Fest¬
lande aber gründeten sie Halikarnassus, Knidus, Myndus und einige
kleinere. Auch diese asiatischen Dorer waren in einem lockeren Bun-
desverhältniß vereinigt und feierten auf dem Vorgebirge TrioPion dem
Apollo und der Demeter ein gemeinschaftliches Fest.
Die Küsten von Pamphylien, Lykien und Kilikien erhielten gleichfalls
frühe griechische Ansiedler (die Sage nennt als Führer: Kalchas, Lykus
aus Athen, den Bruder des Aegeus, Mopsus und Amphilochus aus
Argos), ebenso Kypros (Kypern), wo Teukros, der Bruder des Sala-
miniers Ajas, die Stadt Salamis erbaut haben sollte.
8 179. Diese Ausbreitung über die Inseln des ägeischen Meeres