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Geschichte des Mittelalters.
fleisches enthalten; das verdienstlichste Werk aber ist der heilige Krieg
(Dschad) gegen die Ungläubigen. Die Beschneidung ist unerläßlich.
Nach dem Tode gehen die ächten Gläubigen, die Moslemin, in das
Paradies zu endloser Freude ein.
8 89. Mohammed bereitete eben einen Feldzug gegen den byzan¬
tinischen Kaiser Heraklius vor, als er von einem Fieber ergriffen
wurde, an welchem er den 8. Juni 632 zu Medina'starb. Daselbst
wurde er auch begraben; diese Stadt und Mekka sind den Moslemin
heilige Orte, nach welchen jeder einmal wallfahrten oder sich durch
einen Wallfahrer vertreten lassen soll; gegen Mekka wendet der Mos¬
lem sein Gesicht, wenn er betet (die Kibla, d. h. Gesichtswendung).
Die meisten seiner sogenannten Offenbarungen ließ Mohammed
selbst aufschreiben, sie wurden aber erst unter seinem Nachfolger Abubekr
gesammelt und von Othman, dem dritten Chalifen, in einer bleibenden
Fassung veröffentlicht (Koran, d. h. Buch).
Eroberungen der Araber in Asien und Afrika.
Das Chalifat.
§ 90. Mohammeds rechtmäßiger Nachfolger oder Stellvertreter
(Chalis) hätte sein Schwiegersohn Ali sein sollen, allein eine der
Wittwen des Propheten, die ränkevolle Ajescha, verschaffte die
632—*634 SQSürbe ihrem Vater Abubekr, und nach seinem Tode dem Omar,
Omar einem eisenfesten begeisterten Moslem, der durch seine patriarchalische
634—644. Einfachheit und Sittenstrenge Ehrfurcht gebot. Unter ihm drangen
die Schaaren der Mohammedaner in Syrien ein, schlugen in fanati¬
scher Begeisterung die stärkeren griechischen Heere und eroberten Da-
637-639. maskus, Jerusalem und Antiochia. Sie vertilgten jedoch die
christliche Bevölkerung nicht, sondern begnügten sich mit den besten
Grundstücken und dem Tribute, welchen Omar den Besiegten auflegte.
636—651. Z 91. Auch das Reich der Sassaniden fiel; in blutigen
Schlachten unterlagen die Perser dem Feldherrn Omars, dem blut¬
dürstigen Khalid, das Schwert Gottes genannt, und dem alten
Sa ad, einem milderen und umsichtigen Gefährten Mohammeds. Bei
Schlacht bei Kode sia am unteren Euphrat siegten die Araber in einer dreitägigen
Kadcsia. Schlacht und eroberten Madain, die Doppelstadt Seleukia-Kte-
siphon, mit ungeheuren Schätzen von edeln Metallen und Steinen,
Seidengewändern mit Goldfäden durchwoben und mit Perlen und
Schlacht Edelsteinen bedeckt. Bei Nehawend, südlich von Hamadan, verlor
wcnd^642^^ Saffanide Jezdegerd die letzte Schlacht und floh über den Orus
zu den Türken, wo er 651 ermordet wurde. Ueber diesen Strom bis
an den Jaxartes und ostwärts bis an den Indus drangen die Araber
mit Sturmesschnelle vor, vertilgten die Religion Zoroasters und ge-
' wannen die Nomaden Irans und Turans für ihren Propheten; aus
ihren Standquartieren im alten Babylonien entstanden die Städte
Bassora und Kufa.
8 92. In Aegypten drang Amrw, ein anderer Feldherr Omars
ein, und eroberte das fruchtbare Land ohne alle Mühe, da die
Aegyptier mit dem byzantinischen Hofe sehr unzufrieden und selbst
durch Glaubensstreitigkeiten entzweit waren (angebliche Verbrennung