Full text: Geschichte des Mittelalters (Abth. 2)

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Geschichte des Mittelalters. 
Childebert I. hatte auch Gelegenheit gefunden, den Westgothen einen 
Theil ihrer Besitzungen diesseits der Pyrenäen zu entreißen und der 
AustrasierDietrich besiegte 529 den Thüringer Hermanfried an der 
Unstrut und ließ ihn bei einem Besuche in Zülpich ermorden, worauf 
er sich des größten Theils von Thüringen bemächtigte und den nörd¬ 
lichen Landstrich an die Sachsen, damals seine Verbündeten abtrat. 
Der ostgothische Antheil von Gallien und Alemannien, den der große 
Theodorich erworben hatte, war bei dem Verfall seines Reichs an die 
Franken abgetreten worden, und da sich unter Chlodewigs Söhnen auch 
Bayern der austrasischen Oberherrschaft unterworfen zu haben scheint, 
so umfaßten die fränkischen Reiche das ganze Gallien und Helvetien 
so wie einen beträchtlichen Theil von Germanien. 
§ 104. Weil Chlotar 1. alle andern Merowinger überlebte, so ver¬ 
einigte er 558 alle Frankenrciche unter seinen Scepter, aber nach ihm 
wiederholten sich die Theilungen des Reichs und die blutigen Frevel 
in dem königlichen Hause, wobei besonders zwei Frauen, die austrasische 
Königin Brunehild sowie Fredegunde, die Gemahlin Chilperichs I. 
613—628. von Soifsons, thätig waren. Fredegundens Sohn und Rächer (er ließ 
628—638. Brunehilden grausam hinrichten) Chlotar II. vereinigte abermals das 
ganze Reich, aber schon Dagobert 1. mußte den Austrasiern in seinem 
Sohne Siegbert lll. einen eigenen König geben, während sein Bruder 
Charibert Aquitanien (das Land zwischen Loire und Pyrenäen) als 
selbstständiges Herzogthum behauptete. In Siegberts III. Namen regierte 
656. der edle Franke Pipin von Landen das Reich, sein Sohn Gri- 
moald aber wurde von den Großen ermordet, als er seinem eigenen 
Sohn die königliche Krone aufsetzen wollte; Palastrevolutionen und 
Bürgerkriege waren wieder an der Tagesordnung, bis Pipin von 
Heristal (er war von mütterlicher Seite ein Enkel Pipins von Lan- 
Schlachtbei den und führt seinen Beinamen von einer Burg bei Lüttich), der aufira- 
Testrt 687. sische Hausmeier 687 bei Teftri (unweit St. Ouentin) die Neustrier 
711. besiegte und seit er auch neustrischer Hausmeier war, im Namen Diet¬ 
richs III. das ganze Frankenreich mit Kraft und Klugheit regierte. Er 
gründete die Macht seines Hauses, welches von seinem großen Urenkel 
Karl das karolingische genannt wird. 
Me Hausmeier. 
Karl Martell (716-741 n. Chr.). 
§ 105. Nach Pipins Tod erkämpfte sein ältester Sohn Karl 
Martell die Würde eines Hausmeiers oder vielmehr Vicekönigs 
(„üux et princeps Francorum“) gegen die Ränke seiner Stiefmutter 
und die Abneigung der Neustrier. In fast jährlich wiederkehrenden 
Feldzügen bekriegte er Alemannen und Bayer und zwang deren 
Herzoge zum Gehorsam, sicherte auch gegen die unbeugsamen Frie¬ 
sen und Sachsen wenigstens die Gränze. Daher war es ihm 
möglich, die ganze Macht des Reichs gegen die Araber zu führen, 
i und bei Tours den ewig denkwürdigen Sieg zu erringen (§ 98). 
Tours732. Was wäre aus Europa geworden, wenn 732 Chlotare, Chilperiche, 
Childeriche und Dietriche das Frankenreich zerrüttet hätten? 
sier«?°der Nach 732 unterwarf er die Friesen, die sich mit furchtbarer 
Friesen." Hartnäckigkeit vertheidigten, endlich auch zum größten Theile das Chri-
	        
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