Full text: Geschichte des Mittelalters (Abth. 2)

Die Zeit der Karolinger. 37 
stenthum annahmen, wodurch die Aussöhnung mit den Franken allein 
möglich wurde. 
Die letzten vier Jahre regierte Karl ohne König, indem er Diet¬ 
rich IV. keinen Nachfolger gab, und ein Zahr vor seinem Tode ver¬ 
mittelte er den Frieden zwischen seinem Verbündeten, dem lougobardi- 
schen König Luitprand und Papst Gregor III.; er starb im Oktober 741, 
in seinem 50. Jahre. 
Pipin der Kleine als Hausmeier (741—752 n. Chr.). 
§ 106. Seine Söhne Pipin und Karlmann, die ihren Stief¬ 
bruder Grifo von dem Erbe ausschloffen, setzten noch einmal einen 
Merowinger auf den Thron, Childerich III., regierten aber das Reich 
ohne Rücksicht auf ihn. Sie besiegten die abgefallenen Aquitanier, 
Bayer und Alemannen in schweren Kriegen, Karlmann wurde aber 
durch das fürchterliche Blutvergießen, besonders durch eine maffenhafte 
Hinrichtung bei Kanstadt in Alemannien, so erschüttert, daß er in das 
Kloster Monte Casino ging, wo er 754 starb. 
s 107. Pipin schlug die Sachsen zurück, warf einen Aufstand der 
Alemannen nieder, setzte deren Herzog Lantfried ab und regierte das 784. 
Land durch fränkische Grafen. Schon Chlodewig l. hatte in den nörd¬ 
lichen Gauen der Alemannen Franken angesiedelt, wie später im süd¬ 
lichen Thüringen geschah, Pipin verstärkte das fränkische Element in 
Alemannien, indem er die cingezogenen Güter Franken (als Lehen) 
anwies — daher entstand ein Franken diesseits des Rheins, welches 
vom mittleren Neckar bis zur Saale und den Main entlang bis an 
das Fichtelgebirge reichte. 
Pipin König der Franken (März 752 n. Chr.). 
§ 108. Pipin fand es nach seinen Siegen nicht mehr gerathen, 
noch länger als Statthalter eines Merowingers zu regieren, dessen 
Namen unruhige Große und bezwungene Völker nur zum Vorwände 
" benutzten, um gegen den Hausmeier als einen unrechtmäßigen Gewalt¬ 
haber Ausstände zu erheben. Das Gefolge oder die Vasallen des 
Hausmeierö waren viel zahlreicher als die des herabgekommenen mero- 
wingischen Stammes, sein Ansehen bei dem Volke dem des Schein¬ 
königs unendlich überlegen, daher es Pipin nicht schwer siel, Childe¬ 
rich III. auf der Märzversammlung der Franken absetzen zu lassen, 
wobei sie nach einem Rechte verfuhren, das die Germanen sich schon 
manchmal genommen hatten und auch nach Pipin nicht so bald auf- 
gaben. Der Papst Zacharias hatte auf die Frage, wer der rechte 
Herrscher sei, ob der, welcher alle Gefahren und Sorgen des Königs, 
oder der, welcher nur den Namen König trage, eine günstige Antwort 
gegeben, St. Bonisacius aber salbte im Namen des Papstes den 
Pipin als König, wodurch dieser in den Augen des Volkes um so mehr 
als gerechtfertigter Träger der königlichen Krone erschien. 
St. Bonisacius. 
§ 109. Während Karl Martell und Pipin mit furchtbarer Kraft 
die Frankenreiche einigten und die fränkische Großmacht, den einzigen 
Damm gegen die Ueberfluthung Europas durch fanatische Moslemin 
und heidnische Barbareuhorden erhielten, arbeitete unter dem Schutze
	        
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