Full text: Geschichte des Mittelalters (Abth. 2)

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Geschichte des Mittelalters. 
898 behauptete, wo ihm Karl III. folgte. Dieser war König bis 929^ 
mehrmals Gefangener der Großen, und erwehrte sich der Normannen 
dadurch, daß er ihrem Herzog Rolf seine Tochter gab und die Provinz 
M an der untern Seine einräumte. Sein Sohn Ludwig IV. (d’outremer, 
l0i' d. h. Uebermeer genannt, weil er in England erzogen wurde) vermochte 
nicht mehr die großen Basallen zu bändigen, ebensowenig sein Sohn 
9gß-988^ Lothar und sein Enkel Ludwig V. der Faule. Noch vor dessen 
Tod warf sich Hugo Kapet, Graf von Paris, zum König auf; er ließ 
Lothars Bruder, Karl, in dem Gefängniß sterben und dessen drei Söhne, 
die in Deutschland ein Asyl fanden, verschollen dort in Vergessenheit. 
Von dem westfränkischen Reiche trennten sich noch unter den Karo¬ 
lingern : 
1) Das cisjuranische Burgund (oder Niederburgund, Pro¬ 
vence, arelatensisches Reich) 879 — 1032 n. Chr. 
§ 147. Dasselbe stiftete Bo so, Graf von Vienne, Schwager 
Karls des Kahlen, Schwiegersohn Ludwigs II.; ihn erwählten nach dem 
Tode Ludwigs II. die weltlichen und geistlichen Großen zum König 
von Burgund, wofür er mit Vergabung von Gütern und Privi¬ 
legien dankte. Er behauptete sein Königreich (Provence, Dauphine, 
Lyonnais, Franchecomte, Savoyen) gegen die Söhne des Stammlers 
so wie gegen Karl den Dicken. 
2) Das transjuranische Burgund (Kleinburgund) 888-930. 
8 148. Nach der Absetzung Karls des Dicken warf sich der Welfe 
Rudolf I. (auch nach dem Schlosse Strättlingen am Thuner See be¬ 
nannt) der Enkel einer Tochter Ludwigs des Frommen, zum König des 
Landes auf, das er zwölf Jahre als Statthalter regiert hatte; es um¬ 
faßte die westliche Schweiz vom Wallis bis an den Rhein und wurde 
930 mit dem andern Burgund vereinigt. 
3) Die Normandie. 
§ 149. Die Normannen unter dem Norweger Rolf oder Rollo 
setzten sich 898 in Rouen fest und brandschatzten von dort aus das 
halbe Neustrien. Da verfuhr Karl der Einfältige wie dereinst die 
römischen Cäsaren mit den germanischen Stämmen; er räumte ihnen das 
fruchtbare Küstenland zwischen der Bretagne und der Pikardie ein (über 
500 sZM.), überließ ihrem Anführer die Oberlehenherrlichkeit über die 
Bretagne und gab ihm seine Tochter zur Frau, wofür sich Rolf taufen 
ließ und als Robert I. kräftig herrschte. Sein Enkel Richard be¬ 
hauptete das Land gegen die Karolinger Ludwig IV. und Lothar, die 
Normannen romanisierten sich sedoch »wie ehemals die Franken sehr 
bald, ohne von ihrer kriegerischen Kraft etwas zu verlieren. 
Die oslsränkischen (deutschen) Karolinger (840—911 n. Lhr.). 
810-876. K 150. Ludwigs des Deutschen Gebiet (s. 8 136) hieß in der offi- 
ciellen Sprache der Zeit Ostfranken (rvKnum Franciae orienlalis), 
es genügte ihm zwar nicht, doch gelang ihm nur die Erwerbung eines 
Theils von Lothringen (s. 8 142). Sein gefährlichster Gegner war der 
Mährenherzog Ratislaw, der die benachbarten slavischen Völker unter
	        
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