Die Zeit der Karolinger.
49
seiner Herrschaft vereinigte und mit dem byzantinischen Kaiser Bündniß
schloß, auch durch die Byzantiner Method und Cyrill das Chri¬
stenthum verbreiten ließ; er fiel jedoch durch Verrath in Ludwigs Hand
und starb geblendet in einem deutschen Kloster.
§ 151. Ludwig des Deutschen drei Söhne: Karlmann, Ludwig
und Karl waren nicht besser als ihr Vater, der 876 starb. Der un¬
tüchtigste, Karl der Dicke, beerbte beide und wurde 881 zum Kaiser
gekrönt, 885 auch zum König von Westfranken gewählt , endete aber
in Schmach; denn sein Neffe^ Arnulf, Herzog von Kar nt he n und
Bayern, ließ ihn 887 durch einen Reichstag zu Tribur (zwischen
Darmstadt und Mainz) absetzen und verwies ihn auf das Hofgut Nei¬
dingen (in Baden an der Donau), wo der kranke Mann nach wenigen
Monaten eines natürlichen Todes starb oder ermordet wurde.
§ 152. Arnulf verherrlichte seinen Namen durch einen großen Sieg, Rkg. 887
welchen er im Herbst 891 gegen die Normannen an der Dyle un- bis 898.
weit Löwen erfocht und dadurch Norddeutschlaud vor diesem Feinde
Ruhe verschaffte. Gegen den Mähren Swatopluk (Zwentibold), der
Schlesien, Böhmen, Mähren und Pannonien beherrschte, benutzte er die
Hilfe der Ungarn und zertrümmerte das sogenannte großmährische Reich.
8 153. Er zog auch nach Italien, das durch innere und äußere
Feinde zerrüttet wurde. Um die königliche Krone stritten sich daselbst der
Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin
abstammen wollte und der Markgraf Berengar von Friaul, von
mütterlicher Seite ein Karolinger. Guido gewann die Oberhand und
892 krönte der Papst Formosus Guidos unmündigen Sohn Lam¬
bert als Mitregenten. Berengar rief Arnulfen zu Hilfe, welcher 894
mit Heeresmacht in Oberitalien erschien, Bergamo erstürmte und sich
zu Piacenza zum König Italiens krönen ließ. Das folgende Jahr
zog er wieder nach Italien, wo Berengar und Lambert sich gegen ihn
verbündet hatten, schlug Berengar, erstürmte Rom, ließ sich zum Kaiser
krönen, eilte aber krank nach Deutschland zurück. Nach seinem Abzüge
theilten sich Berengar und Lambert in die Herrschaft Ober- und Mit¬
telitaliens, welches durch wüthende Parteikämpfe zerrissen wurde, so daß
z. B. Papst Stephan VI. durch seine Feinde 897 gefangen und er¬
mordet wurde, seine zwei nächsten Nachfolger das gleiche Schicksal er¬
litten , wie auch Lambert 898 im Oktober durch Meuchelmord umkam,
so daß Berengar in Mittel- und Oberitalien der Mächtigste war.
8 154. Ludwig das Kind. Arnulf genas nach seiner Rück-Reg. 900
kunst aus Italien nicht wieder und starb 8. December 899 in O et- bis 911.
t in gen. Die Großen des Reichs anerkannten dessen siebenjährigen
Sohn Ludwig (das Kind zubenannt) als König, in dessen Namen der
Erzbischof Hatto von Mainz, Bischof Adalbert von Augsburg und
Herzog Otto von Sachsen regierten. Das Reich war aber der
Schauplatz innerer Kriege und dies benutzten die wilden Ungarn schon Einfälle der
900 zu einem Einfall durch die Ostmark nach Bayern, 906 nach Sach- ""garn.
sen; 907 überschwemmten sie abermals die Ostmark und Bayern,
brannten und plünderten, erschlugen die Männer oder trieben sie mit
Riemen zusammengekoppelt, Mädchen und Weiber mit den Haaren trupp-
weise zusammengebunden, in die Sklaverei. Ein großes deutsches Heer,
das auf beiden Seiten der Donau nach der Ostmark zog, wurde vom
Bumüller, Wrltg. II. \