Full text: Geschichte des Mittelalters (Abth. 2)

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Geschichte des Mittelalters. 
louse, Foix; die Oberherrlichkeit des deutschen Königs über das 
arelatensische Königreich war nach Friedrich I. zu einem Schat¬ 
ten geworden. 
Reg- 1108 § 263. Zuerst erkämpfte Ludwig VI., der Dicke, der Krone ein 
18 1 7- überwiegendes Ansehen; er beschützte Bürger und Bauern durch Ord¬ 
nung der Verwaltung und des Gerichtswesens und vermochte deßwegen 
1137 den Uebermuth des Grafen von Champagne zu brechen. Ludwig VII. 
1 ' verfuhr nach den gleichen Grundsätzen, schwächte aber seine Macht durch 
die Scheidung von seiner Gemahlin Eleonore, welcher er ihr Heiraths- 
gut: Guyenne, Poitou und Saintonge herausgab, die sie ihrem zweiten 
Manne zubrachte, dem Grafen von Anjou und Maine, der als Hein¬ 
rich II. den englischen Thron bestieg und mit Ludwig VH. mehr als 
einmal, jedoch ohne besondern Erfolg, Krieg führte. Ludwigs VII. Sohn 
Rkg-^1180 Philipp II. August begünstigte die Städte wie seine Vorgänger, 
‘ " ‘ hob die Universität Paris und entriß dem englischen Könige Jo¬ 
hann alle Besitzungen jenseits des Kanals bis auf das Erbgut von 
Reg- 1223 dessen Mutter Eleonore. Sein Nachfolger Ludwig VIII., der Löwe, 
' demüthigte den Grafen von Flandern, gewann in dem Albigenserkriege 
Avignon und mehrere Städte der mächtigen Grafschaft Toulouse. 
Reg- 1270° Ludwig IX., der Heilige, erlaubte so wenig als seine 
' ' Vorgänger den Großen des Reichs irgend eine Huldigung, welche so 
gedeutet werden konnte, als bedürfe die Thronfolge einer Anerkennung 
von Seiten der großen Vasallen und vermied bei der Einsetzung könig¬ 
licher Beamten jeden Anschein, als ob die von ihm verliehene Würde 
ein Lehen wäre. Er ordnete den Haushalt des Staates und Hofes 
musterhaft, erwarb sich durch seine Sorge für die Rechtspflege die 
Verehrung seiner Unterthanen und hielt mit der Kirche Frieden, ohne 
den königlichen Rechten das mindeste zu vergeben. Seine tiefe Fröm¬ 
migkeit war die Ursache, daß der kriegskundige König den Streit mit 
England durch einen Vergleich beendete und zweimal das Kreuz nahm. 
England von Wilhelm dem Eroberer bis König Johann 
ohne Land (1066—1216). 
Wilhelm der § 264. Der Herzog Wilhelm von der Normandie war 
^ vielleicht der tüchtigste Heerführer, sowie der schlaueste und gewaltthä- 
1087. tigste Fürst seiner Zeit. Er behauptete als Jüngling sein Herzogthum 
gegen die Angriffe des französischen Königs und erhob auf die Thron¬ 
folge in England Ansprüche, welche sich auf den angeblichen letzten Willen 
des Königs Eduard gründeten. Er sammelte ein großes Heer norman¬ 
nischer und niederdeutscher Ritter und landete im Herbst 1066 an der 
Südküste Englands, wo er am 14. Oktober in der blutigen Schlacht 
bei Hastings den König Harald besiegte und tödtete. 
8 265. Er überwältigte jeden Aufstand, vertilgte einen Theil 
des angelsächsischen Adels und vertheilte 60,215 königliche Lehen unter 
seine Normannen, führte aber ein sehr strenges Lehenrecht ein. Er 
Staatsein- gab seinen Baronen (von pur, woraus das romanische paü' und P66r 
nchtungcn. entstand) die Gerichtsbarkeit über ihre eigenen Leute, ließ aber die von 
Alfred dem Großen eingeführten Gemeindegerichte bestehen, und ver¬ 
ordnet , daß von diesen wie von dem Gerichte der Baronen an die
	        
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