Full text: Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden (Bd. 1)

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Drittes Buch. 
thon auf einem Bette in die Versammlung getragen. Er selbst 
war außer Stande zu reden, seine Freunde übernahmen die 
Vertheidigung; aber weder die Hinweisung auf seine Ver¬ 
dienste, auf Marathon, auf Lemnos, das er den Athenern 
erobert, noch der klägliche Anblick des alten kranken Helden 
vermochte den Unwillen des Volkes zu beschwichtigen. Die 
Todesstrafe zwar vermochte ihm der Rathsherr, welcher den 
Vorsitz in der Versammlung und die Leitung der Abstimmung 
hatte, abzuwenden; aber man verurtheilte ihn zu einer hohen 
Geldbuße. Er sollte die Kosten des Zuges bezahlen, 50 Ta¬ 
lente (75,000 Tahler). Das Gesammtvermögen des Mil- 
tiades betrug Wohl mehr als diese Summe, da er aber fiir den 
Augenblick soviel Geld nicht flüssig machen konnte und also 
außer Stand war, die Strafe zu bezahlen, so wurde er nach 
attischem Gesetze bis zur Zahlung aller bürgerlichen Ehren für 
verlustig erklärt und in Schuldhast gehalten. Daß er in engem 
Kerker eingeschlossen wurde und darin elend starb, scheint eine 
spätere Uebertreibung zu sein. Er starb an seiner Wunde, ehe 
die Schuld bezahlt war, amd darum siel sein Sohn und Erbe 
Kimon statt seiner in Schuldhaft und Ehrlosigkeit, bis er die 
Schuld des Vaters abgetragen hatte. 
Ein solches Ende traf den Sieger von Marathon, aller¬ 
dings nicht ohne seine Schuld; doch wer sollte nicht wünschen, 
daß das athenische Volk im Hinblick auf seine großen Verdienste 
Gnade geübt hätte statt Recht?
	        
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