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Drittes Buch.
busen überwinterte, sagte er in der Volksversammlung, er habe
einen Plan, der für die Athener nützlich und heilsam sei, doch
lasse sich nicht vor der ganzen Menge davon reden. Die Athe¬
ner beschlossen, daß er das Unternehmen dem Aristeides mit-
theile, und wenn dieser es billige, so wollten sie es ausführen.
Themistokles entdeckte dem Aristeides, er beabsichtige die Flotte
der Peloponnesier im pagasäischen Meerbusen zu verbrennen;
aber Aristeides erklärte vor dem Volke, der Plan des Themi¬
stokles sei zwar sehr nützlich, aber auch höchst ungerecht, — und
das Volk gebot dem Themistokles von seinem Anschläge abzu¬
stehen. Die Spartaner hatten in dem Rathe der Amphiktyonen
den Antrag gestellt, daß alle die Städte, welche es mit den
Persern gehalten, von der Bundesversammlung ausgeschlossen
werden sollten. Dann wären Argos, Theben, Thessalien vom
Bunde verdrängt worden, und nur 31 meist unbedeutende und
von den Spartanern abhängige Städte wären darin vertreten
gewesen, wodurch Sparta's Einfluß viel gewonnen hätte. Das
erkannte Themistokles, und er brachte es dahin, daß die Absich¬
ten Sparta's sich nicht erfüllten.
Die Spartaner sahen in Themistokles ihren größten Feind
und boten Alles auf, seinen Einfluß iu Athen zu untergraben
und ihn unschädlich zu machen. Die Athener kamen ihren Be¬
strebungen entgegen. Der Charakter des Themistokles war nicht
ohne Flecken, er zeigte wenig Sinn für gesetzliche Ordnung, für
Recht und Billigkeit, man warf ihm Gewaltsamkeit und Bestech¬
lichkeit vor; zudem ließ er durch seine stets neuen weitaussehen¬
den Pläne das Volk zu keiner Ruhe kommen, es war zu befürchten,
daß er Athen noch in einen gefährlichen Krieg mit Sparta ver¬
wickelte. Deswegenließ das Volk den Themistokles fallenund wandte
sich mehr dem gerechten, ruhigen und besonnenen Aristeides zu.
Zuletzt (nach 472) gelang es der durch die Spartaner unterstützten
Partei des Kimon — denn Aristeides hielt sich zurück — den un¬
ruhigen, gefährlichen Mann durch das Scherbengericht zu verbannen.