Full text: Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden (Bd. 1)

30. Timoleon von Korinth. ' 449 
Staates genommen hatte, und weder dergleichen Hoffnungen noch 
Entwürfe hegte. 
Timoleon, um 411 geboren, stammte aus einer vornehmen 
korinthischen Familie. Er war ein Mann voll Vaterlandsliebe 
und voll seltener Milde und Sanftmuth, nur im Hasse gegen 
Tyrannei und Bosheit heftig; für den Krieg hatte er so schöne 
und harmonisch verbundene Eigenschaften, daß aus den Thaten 
des Jünglings große Klugheit, aus denen des Greises nicht ge¬ 
ringerer Muth hervorlenchtete. Sein älterer Bruder Timopha- 
nes hatte sich zum Tyrannen von Korinth aufgeworfen, zum 
großen Schmerze des Timoleon, der ihn früher bei seinem Eifer 
sich hervorzuthun brüderlich unterstützt und einst in einer Schlacht 
unter eigener Lebensgefahr vom Tode gerettet hatte. Jetzt aber, 
als Timophanes die Vaterstadt geknechtet hatte und den Vorstellun¬ 
gen seines Bruders kein Gehör gab, trat eine Scheidewand zwischen 
beide Brüder, und zuletzt stieß Timoleon, da er keinen andern 
Weg mehr sah, dem Vaterlande die Freiheit zurückzugeben, den 
Bruder auf offenem Markte nieder. Nach einer anderen Erzählung 
ging er mit zwei Freunden, einem Zeichendeuter Satyros und 
einem Schwager seines Bruders, in das Haus des Tyrannen, 
und da dieser auf ihre Vorstellungen und Bitten mit Hohn und 
Drohungen antwortete, stießen ihn die beiden Andern mit ihren 
Dolchen nieder, während Timoleon mit verhülltem Antlitz auf 
die Seite getreten war. Diese That erntete je nach der Partei- 
stellnng der Bürger Lob oder Tadel; viele nannten sie gottlos 
und abscheulich, was den Timoleon in tiefe Schwermuth ver¬ 
setzte, und da nun vollends die eigene Mutter voll Erbitterung 
schreckliche Verwünschungen gegen ihn ausstieß und ihn für immer 
von ihrem Angesichte verbannte, versank er in so große Betrüb- 
niß und Geisteszerrüttung, daß er damit umging, sich durch Ent¬ 
haltung von Speise das Leben zu nehmen. Da ihn seine Freunde 
davon abbrachten, faßte er den Vorsatz, in völliger Abgeschieden¬ 
heit zu leben, gab alle Staatsgeschäfte auf, und trieb sich in 
Stoll, Die Helden Griechenlands. 29
	        
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