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Sechstes Buch.
dieser Zeit vor Altersschwäche und in Folge der vielen Stra¬
pazen starb.
Nach kurzer Rast setzte Alexander nach Osten hin seine Er¬
oberungszüge weiter fort, bis zumHyphasis; er hatte vor, bis
zum Ganges und zum östlichen Meere vorzudringen, da er glaubte,
daß dieses nicht mehr weit entfernt sein müsse. Am Hyphasis aber
wurden die Truppen schwierig, welche durch die endlosen Strapazen
und in den letzten Monaten durch die ungesunde Regenzeit Indiens
außerordentlich gelitten hatten und sehr zusammengeschmolzen waren.
Mißmuth und Erschlaffung und-Sehnsucht nach der Heimat kam
über das sonst so kriegslustige Heer; sie verlangten ein Ende ihrer
Mühen zu sehen. Alexander suchte durch Vorstellungen und Zu¬
spruch seine Leute zu ermuthigen, zu beschämen, er schloß sich drei
Tage lang in sein Zelt ein; aber Alles vergebens, der Muth und
die Kraft des Heeres waren gebrochen, er sah ein, daß er nachgeben
mußte. Als er die Rückkehr verkündete, da weinten und jubelten
die alten Krieger vor Freude, und sogleich war Alles wieder mit
frischem Muthe erfüllt.
Am Ende des August 326 rüstete sich das Heer zum Rück¬
märsche. Jede der 12 Phalangen errichtete am Ufer des Stromes
einen thurmähnlicheu Altar, zum Andenken an ihren siegreichen
Zug. Alexander zündete auf ihnen den zwölf großen Göttern
Dankopfer an, ließ an ihrem Fuße das Heer Kampfspiele feiern,
und führte es dann zum Hydaspes zurück. Hier hatte er eine
Flotte von ungefähr 2000 Fahrzeugen erbauen lassen, auf welchen
er zum Indus hinab bis zu seinem Ausflusse fahren wollte, um
die ganze Länderstrecke bis zum Meere zu unterwerfen und dem
Verkehr der Westländer mit Indien die Wege zu eröffnen. In
der ersten Hälfte des November bestieg ein Theil der Truppen die
Fahrzeuge, die mit Phönikiern, Kypriern, Aegyptern und Griechen
der Inseln bemannt waren, und unter dem Oberbefehl des Nearchos
standen; das übrige Heer zog mit der Flotte zu beiden Seiten des
Stromes hin, unter Anführung des Hephaistion und des Krateros.