Die ostfränkischen (deutschen) Karolinger.
SS
Ludwigs des Deutschen Söhne.
Ludwig der Deutsche hatte drei Söhne: Karlmann, Ludwig und
Karl (zubenannt der Dicke), und wäre durch sie ebenso unglücklich ge¬
worden wie sein Vater Ludwig der Fromme traurigen Andenkens, wenn
er nicht kräftiger und klüger gegen sie aufgetreten wäre. Um Erbstrei¬
tigkeiten nach seinem Ableben zu verhüten, bestimmte er 865 dem ältesten
und tüchtigsten Sohn Karlmann Bayern mit den östlichen Marken und
den tributpflichtigen Slaven; dem zweiten, Ludwig, Sachsen, Thüringen
und Ostfranken (im engern Sinne genommen, vgl. oben S. 80); Karln
aber Alemannien und Churwalchen (den nördlichen Theil Rhätiens).
Damit waren Ludwig und Karl nicht zufrieden, der kahle Oheim an
der Seine schürte ihren Zorn, sie mußten sich aber doch 872 unterwerfen
und Friede schwören.
Ludwig der Deutsche starb 876; sein Sohn Ludwig II. schlug Karl
den Kahlen, welcher Lothringen okkupiert hatte, bei Andernach; im No¬
vember theilten die drei Brüder bei einer Zusammenkunft auf dem Ries
das Reich ihres Vaters, wie es dieser angeordnet hatte.
Karlmann hatte nach Karls des Kahlen eiliger Umkehr (S. 85)
aus Italien sich 877 zu Pavia zum Könige von Italien krönen lassen
und gedachte sich Italien, und die Kaiserkrone zu erkämpfen, erkrankte
aber und starb 880; sein unehelicher Sohn Arnulf erhielt Kärnthen als
Herzogthum, das andere Erbe siel Karl dem Dicken zu. Dieser empfing
880 zu Pavia durch Papst Johann VIII. die longobardische Krone, 881
zu Rom auch die kaiserliche, zog aber bald wieder ab und überließ den
Papst seinem Schicksale. Ludwig II. hatte 880 durch den Vertrag zu
Gondreville, wo sich die Karolinger Freundschaft und Hilfe gelobten, auch
das westliche Lothringen zurückerhalten, seine Vasallen erlitten aber im
gleichen Jahre unweit Hamburg durch die Normannen eine große Nie¬
derlage. Im folgenden Jahre zog ein großer Normannenschwarm von
der Maas, wo sie Utrecht, Mastricht und Tongern verbrannten, an den
Rhein, nahmen Aachen, Köln, Bonn, Jülich, erschlugen bei Prüm viele
tausend Bauern, welche sich gegen die Räuber zusammengeschaart hatten,
verwandelten Trier in einen Schutthaufen und kehrten über die Ardennen
an die untere Maas zurück.
Kart der Dicke (885—887), Erbe Karts des Große».
Ludwig II. starb im Januar 882 zu Frankfurt kinderlos und so
erbte Karl der Dicke auch dessen Länder; er zog mit einem gewaltigen
Heer gegen die Normannen, belagerte sie in Haslo an der Maas, be¬
zahlte aber für ihren Abzug über 2000 Pfund Silbers, gewiß nicht aus
Feigheit, sondern weil er sich auf die Treue seiner großen Vasallen