Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

326 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. 
lakka, Ceylon, die Sundainseln und Molukken waren portugiesisch oder 
wenigstens durch Niederlassungen dem Handel geöffnet; die Insel Or- 
mus, welche die Einfahrt in den persischen, Sokotora, welche die in den 
arabischen Meerbusen beherrscht, wurden von Albuquerque besetzt und 
1518 die Niederlassung Makao in China gegründet. Dadurch gewann 
Portugal nicht nur ein großes Gebiet, welches das Stammland vielmal 
an Größe übertraf und bald durch die Entdeckungen gegen Westen zu 
einem kolossalen Umfange anschwoll, sondern der portugiesische Handel 
nahm einen unerhörten Aufschwung und leitete Goldströme nach Lissabon. 
Veränderte Richtung des Welthandels. 
Denn der ostindische Handel nach Europa veränderte nun seine 
Richtung; er ging fortan zum geringsten Theile nach Alerandrien, 
Smyrna und Konstantinopel, wo ihn die Venetianer, Genuesen und 
Moslemin aufnahmen, sondern die Hauptmasse bewegte sich um das 
Vorgebirge der guten Hoffnung nach Lissabon. Der venetiauische Rath 
war eben versammelt, als die Nachricht von der Entdeckung des See¬ 
weges nach Ostindien überbracht wurde; die ernsten Männer blieben 
lauge stumm, denn sie wußten, daß jetzt die Macht Venedigs in der 
Wurzel bedroht sei. Es war aber nicht die Sache der venetianischen 
Aristokratie schnell zu verzagen; sie ermunterten den ägyptischen Mame- 
lukken-Sultan und die Moslemin Arabiens, Persiens und Indiens gegen 
die Portugiesen und ihre Eroberungsplane einzuschreiten, und wäre 
Venedig damals nicht in Italien von Feinden bedrängt und gleichzeitig 
von den Türken bekriegt worden, oder hätten statt der Mamelukken 
Ptolemäer in Aegypten geherrscht, so hätte Portugal und der neue Han¬ 
delsweg einen schweren Kampf bestehen müssen. Der geniale Blick des 
Albuquerque erkannte dies genau; darum besetzte er Ormus und So¬ 
kotora, befestigte Aden an der Einfahrt in den arabischen Meerbusen und 
ging sogar mit dem Plane um den Nil in das rothe Meer zu leiten 
und dadurch Aegypten in eine Wüste zu verwandeln. Heut zu Tage hat 
Aegypten, die Brücke nach Ostindien, seine alte Wichtigkeit wieder er¬ 
rungen, und wenn es den Engländern gelingt, sich desselben zu bemäch¬ 
tigen, was den Venetianern im 16. Jahrhundert unmöglich war, so ist 
ihnen die Herrschaft über das Mittelmeer, der gebietende Einfluß auf 
den Orient und damit auch das Uebergewicht in Europa gesichert. Al¬ 
buquerque wurde 1515 von dem Könige abgesetzt, der ihm einen per¬ 
sönlichen Feind zum Nachfolger gab. Der tief gekränkte Mann über¬ 
lebte den königlichen Undank nur wenige Tage. Er ist in Goa be¬ 
graben.
	        
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