Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

346 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. 
wollte. Durch die Errichtung der Würde eines Gonfaloniere der Re¬ 
publik (1292) verlor der Adel auch den Befehl über die bewaffnete 
Macht und die vollziehende Gewalt. Darauf entbrannte aber ein erbit¬ 
terter Kampf zwischen den sieben obern Zünften, den Fabrikanten, Kauf¬ 
leuten, Wechslern re. (popolo grasso) und den vierzehn niederen Zünf¬ 
ten der gewöhnlichen Handwerker (popolo minuto), in welchem letztere 
1378 mit Hilfe der Proletarier siegten und die Republik zur reinen 
Demokratie umgestalteteu (Aufstand der Wollkämmer, Ciompi). Es ent¬ 
standen aber wiederholte Gegenbewegungeu, beide Parteien gewannen 
abwechselnd die Oberhand, während die Herzoge von Mailand auf Gele¬ 
genheit lauerten, um die ermüdete Republik ihrem Gebiete zu anneriren. 
Die Mediceer (1434—1743). 
Endlich gelangte der reichste Mann seiner Zeit, der Kaufherr Ko- 
simo de Medici, an die Spitze der Republik (1434—1464) und regierte 
ohne einen Titel in mancher Hinsicht wie ein zweiter Perikles. Aus 
seinem ungeheuren Vermögen verschönerte er die Stadt durch Bauten, 
gab Künstlern und Arbeitern Verdienst, unterstützte die Armen und spen¬ 
dete dem gemeinen Volke; viele Bürger wußte er sich durch Anlehen zu 
verbinden, während er die vornehmen durch kluge Freundlichkeit und 
Verschwägerung gewann, Florenz gab ihm den Namen Vater deS Vater¬ 
landes und er verdiente denselben. 
Sein Sohn Peter behauptete, obwohl minder klug und großmüthig 
als Kosimo, seine Stellung (1464—1469), aber gegen dessen beide Söhne 
Lorenzo und Zulian verschworen sich die Pazzi in Florenz, wobei mehrere 
Herren in Italien die Hände im Spiel hatten. Beide sollten 1478 in 
der Kirche während des Gottesdienstes ermordet werden; dies Schicksal 
traf aber nur den jüngern, Zulian, Lorenzo konnte sich retten und 
herrschte bis zu seinem Tode (8. April 1492). Er hat den Beinamen 
der Prächtige (il magnifico); er legte das bürgerliche Wesen seines 
Großvaters bei Seite, zeigte in jeder Beziehung eine fürstliche Herrlich¬ 
keit und setzte einen permanenten Rath zur Leitung aller wichtigen 
Staatsgeschäfte ein. Freigebigkeit und Wohlthätigkeit übte er in einem 
Umfange, wie sie nur ein kolossales Vermögen und ungewöhnliche Seelen¬ 
größe möglich machen; selbst ein Dichter und Kunstkenner pflegte Lorenzo 
Kunst und Wissenschaft mit freigebiger Liebe, unterstützte Künstler und 
Gelehrte und machte dadurch Florenz zu einem zweiten Athen. Er war 
der herrlichste Fürst seiner Zeit, nur der Hang zur Wollust trübte die 
Hochachtung der Welt vor ihm und bereitete ihm auch einen frühen Tod. 
Sein Sohn Peter hatte mit der florentinischen Demokratie zu kämpfen, 
welche der Dominikaner Savonarola (verbrannt 23. Mai 1498) durch 
seine feurigen Predigten gegen geistliche und weltliche Herrschaft und
	        
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