Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

84 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. 
Dardanellen und Konstantinopel. Doch Don Juans Bundesgenossen 
fanden es nicht in ihrem Interesse, ein solches Unternehmen zu wagen, 
um so weniger, als König Philipp keinen Befehl dazu gegeben hatte. 
Don Juan wandte sich hierauf nach Afrika, eroberte Tunis und versah 
es mit 8000 Mann Besatzung; hier gedachte er sich ein eigenes Reich 
über die Ungläubigen zu erobern, aber sein Bruder Philipp wollte so 
wenig davon wissen, daß er ihn alsbald zurückrief und Tunis und 
Oran wieder in die Hände der Moslemin fallen ließ, welche sich wieder 
mit frischem Muthe der Seeräuberei widmeten. Philipp verfolgte seinen 
Bruder mit tiefem, fast grimmigem Mißtrauen, umgab ihn mit Spähern, 
durchkreuzte dessen Plane durch Befehle und schien erst beruhigt, als der 
junge Held den 1. Oktober 1578 in dem niederländischen Feldlager vor 
Namur starb. 
Portugal mit Spanien vereinigt (1580 — 1640). 
In Portugal war ein Jüngling auf den Thron gelangt, der Enkel 
Königs Johann III., Sebastian; er war schwärmerisch erzogen worden 
und wollte um alles die Ungläubigen in Afrika bekämpfen, während 
ihnen sein Nachbar Philipp II. die Eroberungen Ferdinands des Katho¬ 
lischen und Don Juans preisgab. Im Jahre 1578 schiffte Sebastian 
15,000 Mann nach Afrika ein, darunter 3000 Deutsche, die damals 
aller Welt dienten. Am 3. August stand er bei Alkassar 100,000 
Marokkanern gegenüber und nahm aller Warnungen ungeachtet die 
Schlacht an. Er selbst sprengte mit den tapfern Rittern zwei Reihen 
im feindlichen Mitteltreffen, aber die ungeheure Ueberzahl umringte das 
kleine Heer und vernichtete es bis auf wenige, die sich nach Alzira aus 
die Flotte retten konnten. Sebastian selbst verschwand in der Schlacht, 
aber die Marokkaner fanden seinen Leichnam nicht. 
Ihm folgte in der Negierung sein alter Oheim, Kardinal Hein¬ 
rich, und als derselbe nach zwei Jahren starb, machten Anton, Malteser¬ 
prior zu Krato, der Prinz von Parma, die Herzogin von Braganza, 
Philibert von Savoyen und Philipp II. als Sohn Jsabellas, der 
Schwester, und als Gemahl Marias, der Tochter Johanns III., Anspruch 
auf den portugiesischen Thron. Philipp schickte den Herzog Alba mit 
einem Heere und dieser besiegte (1581) den Prätendenten Anton, den 
die Portugiesen zum Könige haben wollten, bei Alkantara. Antons 
weitere Versuche, bei denen ihn Franzosen und Engländer unterstützten, 
scheiterten ebenfalls, und vier falsche Sebastiane, die nacheinander auf¬ 
traten und Anhang fanden, starben durch den Henker oder im Gefäng¬ 
nisse. Zwar behielt Portugal seine eigene Gesetzgebung und Verwaltung, 
aber durch Philipps Krieg mit den Holländern und Engländern wurde 
es seiner Handelsmacht beraubt. Philipp verbot den Portugiesen den
	        
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