Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

118 Die Reformation. Religionskriege. Berfall Deutschlands rc. 
Aufmerksamkeit schenkte er der Feuerwaffe; er verdoppelte die Anzahl der 
Musketiere bei seinen Regimentern und gab ihnen leichtere Musketen; 
ebenso führte er die Patrontaschen ein; seine Infanterie feuerte daher 
schneller als die feindliche und manövrierte mit größerer Leichtigkeit. 
Ebenso nahm er den Reitern die überflüssige schwere Rüstung ab und 
ließ ihnen nur Helm und Küraß. Seinen Dragonern verdankte er man¬ 
chen geglückten Ueberfall; diese Reiter fochten nämlich auch zu Fuße und 
waren daher zum Sturme auf Schanzen geeignet, wenn sie im Galopp 
angesprengt waren. Die Hauptwaffe der deutschen und schwedischen Reiterei 
war damals die schwere Pistole, welche mit einem Radschlosse abgefeuert 
wurde. Eine Reitereiabtheilung sprengte z. B. an, feuerte die Pistolen 
auf den Feind, und wenn dieser Stand hielt, so schwenkte sie ab und 
machte einer andern Platz, lud wieder, sprengte wieder an und so fort. 
Gustavs Reiter durften auf die feindlichen nicht eher feuern, als bis sie 
das Weiße in den Augen sahen und waren dann angewiesen, von der 
blanken Waffe Gebrauch zu machen. Das grobe Geschütz hatte in seinen 
Schlachten eine Hauptrolle zu spielen, und auch da führte er wesentliche 
Verbesserungen ein. Er verkürzte die allzu langen Röhren und machte 
dadurch seine Kanonen leichter und beweglicher und konnte sie deßwegen 
in der Schlacht besser verwenden als die sonst gebräuchlichen schweren 
Stücke, die in ihrer Batterie stehen bleiben mußten. Auch die Ladung 
veränderte er; bisher war das Pulver in dem Karren nicht in Patronen 
gesondert, sondern füllte denselben, der Kanonier holte mit der Lade¬ 
schaufel, welche das Quantum für einen Schuß faßte, aus der Masse 
und schüttete es durch die Mündung in die Kanonen; dann mußte be¬ 
greiflich Linnen oder ähnliche Fütterung nachgestopft werden. Gustav 
ließ auch die Kanonenladung in Patronen fassen und erzielte dadurch 
eine beschleunigte Schußfertigkeit und ein schnelleres, sichereres Feuer. 
Er führte auch dreimal so viel Geschütz mit als z. B. das ihm an 
Zahl überlegene Heer Tillps, und außer den Batteriestücken hatte jedes 
Regiment leichtere hinter der Front, die ihm während des Gefechtes 
folgten und vielmal, namentlich gegen Reiterangriffe, die besten Dienste 
thaten. Man erzählte sonst viel von seinen ledernen Kanonen; diese 
waren Röhren aus dünnem Kupfer, mit eisernen Reifen beschlagen, mit 
Stricken, Leinwand und endlich mit Leder überzogen, so leicht, daß zwei 
Mann dieselben vom Platze schaffen konnten; sie scheinen aber schlecht 
geschossen zu haben und wurden von Gustav selbst ausgegeben. 
Bevor er seine Waffen auf Deutschlands Boden trug, hatte er 
schon manchen Krieg geführt: mit Dänemark, in welchem er nicht 
unrühmlich aber unglücklich focht und harte Bedingungen beim Friedens¬ 
schlüsse einzugehen genöthigt war; mit Polen, dessen König Sigis¬ 
mund Gustavs Oheim und katholischer Kronprätendent von Schweden
	        
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