Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

Gustav Adolf landet. 
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war. In letzterem Kriege eroberte Gustav Adolf 1621 Livland mit 
Riga, und hielt seitdem an dem Plane fest, das baltische Meer zu einem 
schwedischen Landsee zu machen. 
So lange der Waffenstillstand von 1623 dauerte, unterhandelte er 
ernsthaft mit Frankreich und England wegen eines Einfalles in Deutsch¬ 
land; die Unterhandlungen zerschlugen sich jedoch und 1626 begann Gu¬ 
stav den Krieg gegen Polen abermals und eroberte einen Theil von 
Preußen, namentlich die Städte Elbing, Pillau, Marienburg, wobei er 
von den protestantischen und deßwegcn polenfeindlichen Preußen unter¬ 
stützt wurde. Während dieses Krieges warf er Mannschaft und Vor- 
räthe nach Stralsund, welches dafür schwur „immer bei der Krone 
Schweden zu bleiben"; Wallenstein schickte hingegen seinen General Ar¬ 
nim mit einigen Regimentern den Polen zu Hilfe und die wallensteini- 
schen Reiter geriethen einigemal mit den Schweden tüchtig zusammen, 
ohne daß jedoch diese Unterstützung bei der Unthätigkeit der Polen und 
dem Mangel an einem tüchtigen Fußvolk im Gange des Krieges etwas 
änderte. Im Jahre 1629 vermittelte Richelieu durch seinen Gesand¬ 
ten mit Aufwand von viel Geld und Geduld den Frieden zwischen 
Schweden und Polen; Gustav behielt in diesem Frieden von Alt mark 
Livland und als Unterpfand einzelne Theile von Preußen, die Soldaten 
stellen und zahlen mußten. Nachdem er die Angelegenheiten Schwedens 
für seine Abwesenheit geordnet hatte, schiffte er sich nach Deutschland ein, 
wo er am 24. Juni 1630 auf der Insel Usedom landete. 
Niemanden kam er für den Augenblick ungelegener als den prote¬ 
stantischen Fürsten; zwar hatten sie durch das Restitutionscdikt viel ver¬ 
loren, jedoch war dasselbe noch nicht vollstreckt, und was konnten sie 
durch den Schweden gewinnen? Jedenfalls einen neuen Krieg, und 
noch hatten sie am alten mehr als genug; siegte der Kaiser und die 
Liga, so wurden sie noch einmal mit kaiserlicher Strafe heimgesucht, ge¬ 
wann aber Gustav, so waren namentlich die Städte und Herren an der 
Ostsee nicht besser daran; denn daß er allein des Evangeliums wegen 
gekommen sei, wie er laut verkündete, glaubten sie so wenig als er 
selbst, sie wußten vielmehr recht wohl, daß Schweden ein Stück von 
Norddeutschland und zwar kein kleines sich zueignen wollte und da mu߬ 
ten eben die norddeutschen Fürsten, obwohl sie protestantisch waren, ihr 
Scherflein darbringen. Die Liga hingegen und Frankreich (sie waren 
beständig in Unterhandlung) erwarteten von Gustav Adolf, er werde 
die Militärmacht des Kaisers vollends vernichten und ihn zwingen sich 
wieder in die Arme der Liga zu werfen, und dann hätte man ihn nicht 
sobald mehr losgelaffen. Aehnlich rechnete der Kaiser; er hoffte von 
Gustav Adolf eine tüchtige Aderlässe für die Liga und hielt sich deßwegcn 
zurück, um zur rechten Zeit durch seine Macht den Ausschlag zu geben.
	        
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