Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

142 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. re. 
licher Minister als Lord Strafford, die Macht der Krone verstärken wollte, 
weil er dies dem Wohle des Landes für zuträglicher hielt. Der König 
regierte einstweilen ohne Parlament; um Geld zu ersparen, wurde mit 
Frankreich, Spanien und Oesterreich Friede gemacht und der Pfälzer auf¬ 
gegeben; zur Bestreitung der lausenden Ausgaben erhob die Regierung 
die herkömmlichen Steuern oder erfand auch neue. Gegen das Schiffs¬ 
geld protestierte John Hampden, bürgerliches Mitglied des Unter¬ 
hauses, und ließ seine Sache vor das Gericht kommender mußte zwar 
die Steuer und die Prozeßkosten bezahlen, aber sein Prozeß hatte die 
allgemeine Aufmerksamkeit erregt und die Unzufriedenheit gegen die 
Steuern sehr vermehrt. Karls Negierung hatte demnach bereits doppelt 
bei dem Volke verloren: durch die unglücklichen Expeditionen gegen 
Kadir und La Nochelle waren die englische Waffenehre und damit der 
englische Nationalstolz verletzt; durch die Steuererhebung aber wurde das 
Volk an seiner verwundbarsten Seite, dem Geldpunkte, angegriffen; denn 
welches Volk wird nicht mehr und mehr unzufrieden, wenn es unausge¬ 
setzt hört und endlich glaubt, es müsse sein Geld ungerechter Weise und 
zu des Landes Unnutzen in die Regierungökassen liefern? Es fehlte nur 
noch, daß auch religiöse Aufregung sich zu der andern Unzufriedenheit 
gesellte, und daran ließ es Karls Regierung nicht fehlen. Die soge¬ 
nannten Puritaner (Kirchenreiniger, weil sie die anglikanische Kirche 
von angeblich menschlichen oder päpstlichen Beisätzen gereinigt wissen 
wollten) wurden auf den Rath des Bischofs Laud von London mit aller 
Strenge verfolgt, wie auch die gepriesene Elisabeth gethan hatte; aber 
diese Puritaner waren zugleich die kecksten Sprecher gegen die willkür¬ 
liche Besteuerung und für die Rechte des Parlaments; so wurden die 
Sektierer zu Freiheitsvertheidigern und die Gestraften zu Freiheitsmär¬ 
tyrern und eben dadurch vergrößerte sich ihr Anhang. Wie Hampdens 
Prozeß zu Volksdemonstrationen Veranlassung gegeben hatte, so verur¬ 
sachte die Verurtheilung eines gewissen Prynne lebhafte Aufregung; die¬ 
ser hatte gegen Bälle, Maskeraden u. dgl. geschrieben, die an Karls 
Hofe sehr im Schwange waren, und dafür verlor er beide Ohren und 
wurde an den Pranger gestellt. Puritanische Prediger, die ihrer Stellen 
entsetzt waren und im Lande herumzogen, predigten in geheimen Ver¬ 
sammlungen gegen die abgöttische Regierung, und als Laud, welcher 
Erzbischof von Kanterbury geworden war, im Kultus einige Abänderun¬ 
gen machte, die einen Hang zum Katholicismus zu verrathen schienen, 
so verbreitete sich eine dumpfe Gährüng durch das Land, als ob es sich 
um die Freiheiten Englands und den protestantischen Glauben handle. 
Was Jakob I. in Schottland gegen die Presbyterianer angefangen 
hatte, setzte Karl I. durch Laud fort; das englisch-bischöfliche System 
sollte die Synoden und Presbyterien verdrängen, die englische Liturgie
	        
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