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Ludwigs XIV. glückliche Kriege.
Ludwigs XIV. glückliche Kriege.
Der junge König bewies seinen Beruf zur Herrschaft dadurch, daß
er unter seinen Dienern die brauchbarsten für jedes Geschäft auswählte.
Der Finanzminister Kolbert (1661 — 1683) verwaltete sein Amt so
vortrefflich, daß er ohne großen Steuerzwang die ungeheuren Summen
für den Krieg, zur Bestechung der fremden Minister und für die Pracht
des Hofes aufbrachte, und doch gleichzeitig der Industrie und dem Han¬
del Frankreichs einen Aufschwung gab, daß es auch hierin in die Vor¬
derreihe der Nationen trat. Der Kriegsminister Louvois organisierte
das Heerwesen und schuf dem Könige stehende, gut ausgerüstete und
schlagfertige Armeen, was die anderen Staaten nachahmen mußten; aber
Frankreich hatte den Vortheil, welchen derjenige immer hat, der eine
passende Einrichtung zuerst trifft. Die Marschälle Konde, Turenne
und Luxemburg vervollkommneten die Taktik Gustav Adolfs und ga¬
ben der französischen Kriegskunst eine lang dauernde Ueberlegenheit;
Vau bau aber war der Meister in der Kunst Plätze zu befestigen und
befestigte zu belagern. Mazarin hatte die französischen Kriegsschiffe in
den Häfen verfaulen lassen, unter Ludwig erschienen Flotten von zahl¬
reichen Linienschiffen in allen Meeren, und Admirale wie Du Quesne,
Tourville und Bart kämpften mit den Engländern und Holländern
um die Herrschaft der Meere.
Mazarin wollte, als Ferdinand Ili. den 23. Mai 1657 starb, sei¬
nen jugendlichen Herrscher zum Kaiser erheben lassen, damit er mit dem
Titel des ersten Herrn der Christenheit die Ansprüche desselben erneuern
könnte. Mit 110,000 Thalern und 40,000 Thalern jährlicher Pension
erkaufte er Kurpfalz; auch Köln, Mainz und Bayern waren auf
der Seite der Franzosen, aber die anderen Kurfürsten waren gegen eine
solche Wahl, die nothwendig zu einem Kriege zwischen Frankreich und
Habsburg geführt hätte. Nur damit Habsburg die Kaiserwürde nicht
erhalte, bot Mazarin dem Kurfürsten von Bayern 4 Millionen Thaler
an, wenn er sich selbst zum Kaiser wählen lasse, was Bayern jedoch zu
niederträchtig fand, und so wurde den 18. Juli 1658 Leopold I. ge¬
wählt. Wie aber der französische Einfluß überall herrschte und wie es
im heiligen römischen Reich aussah, beweist Artikel 13 der Wahlkapitu-
.lation; dieser schreibt nämlich dem Kaiser vor: ohne den Willen der Für¬
sten keinen Krieg anzufangen; keinen Feind der Krone Frankreich zu un¬
terstützen; in den Ländern der Kurfürsten keine Festung zu bauen und
alte nicht wieder herzustcllen; kein Hilfsheer nach Burgund oder Italien
zu schicken, dagegen darf die Krone Frankreich deutschen Reichsständen
Hilfe leisten, welche sie darum augeheu. Im gleichen Jahre noch wurde
ein rheinischer Bund zwischen den drei geistlichen Kurfürsten, dem
Bischof von Münster, dem König von Schweden als Herzog von Bre-
Bumüller, Neue Zeit. a a