Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

Der spanische Aufstand und der Erfurter Kongreß. 
363 
war alle anderen Menschen zu überlisten und ihrer zu spotten; es er¬ 
schütterte ihn aber bald eine andere Botschaft, nämlich die der ersten 
großen Niederlage, welche die französischen Waffen erlitten, ;eit er über 
dieselben als Kriegsherr gebot. Ein französisches Heer unter General 
Dupont war über die Sierra Morena gegen Andalusien vorgedrungen, 
hatte Kordova erstürmt und geplündert und ein festes Lager der Spa¬ 
nier bei Iaen erobert; aber von allen Seiten umringt konnte sich Du¬ 
pont in dem Gebirge keinen Ausweg mit Gewalt öffnen und gab sich 
mit seinem ganzen 16,000 Mann starken Heere den Spaniern gefangen 
(22. Juli). Diese Schlacht bei Baylen verbreitete Jubel durch ganz 
Spanien; denn nun hatte es sich gezeigt, daß auch die Franzosen besiegt 
werden können; sie galt als ein Gottesgericht, das gegen den unersättli¬ 
chen Eroberer seinen ersten Ausspruch gethan hatte. Selbst kalte Politiker 
erkannten die Schwere des Schlages; es war ein Nationalkrieg gegen 
Napoleon eröffnet, und dieser Krieg erlosch nicht mit einigen Siegen, die 
der Kriegsmeister erfocht, sondern flammte neu auf, wenn der Ruf von 
einem fremden Kriege durch das Land wehte; damals that Talleyrand 
seinen bekannten Ausspruch über die Schlacht bei Baplen: o'est le com- 
mencement de la fin (das ist der Anfang vom Ende). Fast gleichzeitig 
ging auch die französische Herrlichkeit in Portugal zu Grabe. Am 21. 
August schlug Wellington den Marschall Junot bei Vimieira und 
dieser war sehr zufrieden, daß ihm die Engländer in der Kapitulation 
von Cintra freie Zurückfahrt nach Frankreich bewilligten. 
Napoleon erkannte die Gefahr und darum entschloß er sich ihr per¬ 
sönlich entgegenzugehen, denn ihm selbst war noch nichts mißlungen. 
Vorerst wollte er sich aber seinen Rücken sichern; deßwegen lud er den 
Kaiser Alexander von Rußland nach Erfurt zu einem Kongresse ein, 
um sich mit ihm über die Theilung Europas definitiv zu verständigen. 
In Erfurt erschienen die Könige und Fürsten des Rheinbundes, von 
Preußen Prinz Wilhelm, der Bruder des Königs, vom österreichischen 
Kaiserhause niemand. Hier zeigten Napoleon und seinem Beispiele fol¬ 
gend seine Generale, Hosbeamten und Schauspieler den Deutschen einen 
Uebermuth, bei welchem wir nicht begreifen, daß der eine Theil so un¬ 
klug war ihn zu üben, und der andere so geduldig um ihn zu ertragen. 
Gegen Alexander war Napoleon die Zuvorkommenheit selbst, und es 
schien wirklich, als ob die beiden Autokraten nicht bloß Verbündete aus 
politischen Rückfichten, sondern wirklich persönliche Freunde seien. Ale¬ 
xander überließ seinem „Bruder" Spanien und Portugal, Napoleon aber 
gab Schweden und die Türkei Rußland preis (28. September bis 14. 
Oktober).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.