Der große Krieg.
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Mül Hütte er sich bitter getäuscht; die Verbündeten rückten rasch üuf Pa¬
ris los, um durch die Eroberung dieser Stadt dem Kriege ein Ende
zu machen. Am 25. März wurden Marmont und Morti er bei
La Fere Champcnoise geschlagen, und am 30. war Paris der
Preis eines blutigen Kampfes. Die Franzosen vertheidigten die Zu¬
gänge ihrer Stadt mit außerordentlicher Tapferkeit, allein die Angreifer
waren nicht weniger muthig und deßwegen mußte ihre Uebermacht siegen.
Als der Montmartre, ein die Stadt beherrschender Hügel, erstürmt war,
konnte sich Paris nicht mehr halten und ergab sich. Die Franzosen, die
nur ihre Thaten bewundern, schreiben die Uebergabe der Stadt dem
Verrathe zu; mögen sie sich damit dafür trösten, daß sie dem Andrange
der „Fremden" nicht widerstehen konnten, und daß die Pariser an dem
Glücke Napoleons verzweifelten, wie es auch Napoleons Marschälle und
Generale thaten! Als die Verbündeten nach der Kapitulation am 31.
März einzogen, ließen die Volkshaufen die Bourbonen hochleben und
stürzten Napoleons Standbild von der Vendomesäule herab, die er in
den Tagen seines Glückes aus 1200 eroberten Kauoueu gegossen hatte.
Mehrere seiner Marschälle weigerten sich zu fechten, und nun entsagte
er (12. April) dem Throne zu Gunsten seines Sohnes, was jedoch von
den Verbündeten nicht angenommen wurde. Der ehemalige Graf von
der Provence, der Bruder des unglücklichen Königs Ludwig XVI., be¬
stieg als Ludwig XVIII. (Ludwig, jener Sohn der ermordeten könig¬
lichen Eltern, der bei einem Jakobiner starb, wird seines Rechtes wegen
als Ludwig XVII. gezählt) den königlichen Thron von Frankreich. Ge¬
gen Frankreich waren die Verbündeten mehr als gnädig; es behielt die
Gränzen von 1792, bezahlte keine Brandschatzung, und die Pariser ge¬
wannen durch den langen Aufenthalt so vieler vornehmer Gäste Millio¬
nen; viele Kaufleute hatten drei- bis zehnfache Einnahmen gegen sonst.
Diese Verwandlung der Feinde in zahlende Gäste bestärkte die Pariser¬
in dem Glauben, daß ihnen alles erlaubt sei und darum bewiesen sie
auch, namentlich gegen die Deutschen, eine liebenswürdige Unverschämtheit.
Napoleon ging als souveräner Fürst nach der Znsel Elba (28.
April), die er zu seinem Wohnsitze erkoren hatte; die verbündeten Für¬
sten aber bcschiedcn sich nach Wien, um dort eine neue Staatenordnung
zu begründen.
BumüNkr, Neue Zeit.
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