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Zeitalter der Revolution.
Dreißigstes Kapitel.
Der Wiener Kongreß.
Napoleon kehrt zurück. Herrschaft der 100 Tage.
Seit dem 20. Sept. 1814 tagten in Wien die Gesandten der euro¬
päischen Mächte, ohne mit ihrer Aufgabe zum Abschlüsse zu kommen, denn
diese war an sich keine leichte und überdies waren die bisherigen
Bundesgenossen auf einander selbst eifersüchtig, namentlich erfuhren
die Ansprüche Rußlands und Preußens, von denen sich das eine ganz
Polen, das andere ganz Sachsen aneignen wollte, heftigen Widerstand.
Da kam plötzlich (6. März) die Nachricht: „Napoleon ist in Frankreich
gelandet!" Er hatte von Elba aus, dieser Warte zwischen Frankreich
und Italien, den Gang der Dinge genau beobachtet, und als er die
Fehler sah, welche die wieder eingesetzte Familie der Bourbonen machte,
rief er freudig aus: „Frankreich ist noch mein!" Zu solchen Mißgriffen
verleiteten und nöthigten Ludwig XVIII., einen sonst sehr klugen Mann,
die mit ihm zurückgekehrten vornehmen Auswanderer, von denen Napo¬
leon so schlagend sagte: „sie haben nichts gelernt und nichts vergessen."
Auf die Mißstimmung der Pariser und anderer Städter, auf die Furcht
derjenigen, welche die Kirchengüter und die Güter der unter dem Konsulate
nicht zurückgekehrten Emigranten gekauft hatten, baute Napoleon indessen
seine vornehmsten Hoffnungen nicht, sondern auf die Armee, wohl wis¬
send, daß die Mehrzahl der Franzosen, die Pariser voran, ihm zujubeln
würde, wenn sich erst die Armee für ihn erklärt hätte. Die Armee aber
war nun wieder zu einer sehr zahlreichen geworden; die Kriegsgefan¬
genen und die Besatzungen der Festungen, z. B. Magdeburg, Glogau,
Thorn, Danzig, Hamburg, Mainz, Antwerpen, Mons u. s. w. waren
zurückgekehrt und mit ihnen ebenso viele Anhänger Napoleons. Auf diese
seine alten Soldaten zählte Napoleon, von ihnen erwartete er, daß sie
dem Anblicke der dreifarbigen Fahne und des Adlers nicht widerstehen
würden, für sie hielt er Worte bereit, welche die Krieger wie Zauber¬
lieder an ihn bannten. Am 1. März 1815 stieg er bei Kannes mit
900 Gardisten an das Land, nicht weit von Frejus, welches ihn den
11. Oktober 1799 aus Aegypten hatte zurückkehren sehen. Wo er hin¬
kam, wurde er mit Jubel empfangen oder traf wenigstens keinen Wider¬
stand. Die Festung Grenoble öffnete ihm der Oberst Labedoyere (7.
März) und bei Melun ging Marschall Ney mit dem ganzen Armeekorps
zu ihm über (17. März), obwohl er versprochen hatte, den Usurpator
gebunden einzuliefern. Ludwig XVIIL mußte entfliehen (19. März)
und Napoleon pflanzte seine Adler wieder in Paris auf, ja er gab den
Parisern sogar einige republikanische Formen zum besten. Der Kon-